
Interessanterweise gibt es immer wieder Streit, wenn es darum geht zu erörtern, ab wann man TS ist und ab wann nicht. Ok, ich bin auch nicht der lammfrommste in diesem Thema und neige auch ab und an mal zu überschäumenden Reaktionen.
Können wir uns nicht einfach auf den kleinsten gemeinsamen Nenner in der bunten Vielfalt der "trans*-Welt" einigen und auf diesen Aspekten aufbauen und für bessere Behandlungsmöglichkeiten, in medizinischer als auch in juristischer/behördlicher Hinsicht, kämpfen?
Muß es denn immer wieder einen Grabenkrieg geben?

Leute, kommt mal wieder auf den Teppich runter, ich habe es auch geschafft und mich offiziell bei jemandem entschuldigt! Ich weiß, daß sowas sauschwer ist, vor allem wenn man sich in seiner Ehre als FzMann / MzFrau angegriffen fühlt.
Nun, was haben wir denn trotz unserer individuellen Unterschiede alle gemeinsam?
- Ein stetiges Unwohlsein bis hin zum Leidensdruck in der angeborenen Anatomie und Ekel vor den primären / sekundären Geschlechtsmerkmalen
- Eine Identität die (weitestgehend*) nicht zur angeborenen Anatomie passt. *Nicht alle streben das "bittere Ende" an, sondern fühlen sich bereits schon auf einer früheren Stufe der Anpassung mit sich vollkommen stimmig.
- Aufgrund der angeborenen Anatomie von der Gesellschaft erwartete Geschlechterrolle, der wir nur mit Mühe, Not und an den Kräften zehrend gerecht werden können, weil sie eben nicht unserem gefühlten Geschlecht entspricht.
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Hier treffen zwei Ängste zweierlei "Personengruppen" aufeinander, und wo Ängste aufeinandertreffen, da knallts nunmal sehr oft.
- Die eine Personengruppe befürchtet, keinerlei OP mehr genehmigt zu bekommen, wenn immer mehr TS erscheinen, die nur einen Teil der körperverändernden Maßnahmen in Anspruch nehmen bzw. nicht das "ganze" Programm durchlaufen wollen. Es entsteht der ängstliche Gedanke, daß Gutachter/Fachleute und KK's denken könnten "wenn der "ohne" klarkommt, dann kannst du das auch". Verständlich dieser Angstgedanke, da manche Gutachter/Fachleute und KK's immer noch nicht begriffen haben, wie groß das Leid ist, im falschen Körper geboren worden zu sein.
- Die andere Personengruppe befürchtet (zu der zähle ich mich - *sich mal outet*), daß man TS, die von vorne herein nicht das "ganze" Programm in Anspruch nehmen wollen, ihnen dann jegliche Hilfen verwehrt werden, weil es nur einen "Königsweg" gibt, der immer eingehalten werden muß. Es entsteht der ängstliche Gedanke, daß Gutachter und Fachleute denken könnten "wenn du schon wechseln willst, dann bitte vollständig, es gibt keine halben Sachen, mensch ist entweder Mann oder Frau, es gibt nix dazwischen". Verständlich dieser Angstgedanke, da manche Gutachter/Fachleute immer noch nicht begriffen haben, daß es mehr als nur Mann und Frau gibt, sie in ihrem Klischeedenken verharren und der konservative körperliche Geschlechterdualismus längst überholt ist.
Dieser ganze Hick-Hack wäre vollkommen unnötig, würden wir an der öffentlichen Aufklärung ansetzen, daß Schmuddelimage loswerden und die Fachleute davon überzeugen, daß jeder TS ein Individualist ist und ein Behandlungsverfahren nach Schema F völlig nutzlos ist. Was der eine für sich braucht, kann für den anderen schon nutzlos, ja sogar völlig fehl am Platze sein. Wenn wir das erreichen, daß jeder von uns seine eigens auf sich und seiner Persönlichkeit zugeschnittene Behandlung bekommt, sozusagen maßgeschneidert, dann brauch diese Debatte hier nicht mehr geführt zu werden und jedem ist geholfen, egal wie weit der Prozeß der körperlichen Angleichung vollzogen wird.
Also vertragt euch bitte wieder und setzt die Energien dafür ein, wo es wirklich notwendig ist, nämlich bei der Öffentlichkeit und den Fachleuten!
Dies sagt auch Seikowski zwischen den Zeilen.

Gruß
Basti
*ich hoffe, das klang jetzt nicht allzu missionierend*