kleines alltagsproblem- was meint ihr?

Outing, Erfahrungen am Arbeitsplatz
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toyboy
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kleines alltagsproblem- was meint ihr?

#1 Beitrag von toyboy » Mittwoch 16. Februar 2005, 16:40

Ich habe da ein kleines problem in der uni. vielleicht fällt jemandem von euch was dazu ein?
ich habe mich für ein literaturseminar mit dem üblichen unbehagen, aber mit der entscheidung ihn in der uni aus rechtlichen gründen zu verwenden im hintergrund, mit meinem weiblichem geburtsnamen (ich habe weder die namensänderung gemacht, noch nehme ich hormone- gehe aber meistens als mann durch) angemeldet. ich hatte schon bei der anmeldung den eindruck, dass der prof mich (zu meiner freude und meiner identität entsprechend) als mann wahrnimmt. im seminar hat er irgendwann noch mal gefragt: sie sind herr xxx? ich habe darauf mit meinem korrekten nachnamen geantwortet. die restlichen seminarteilnehmerInnen, fast nur frauen, wirkten sehr irritiert, der prof aber nicht. in den letzten sitzungen schien er meinen namen zu vermeiden, hat andere mit "frau x" aufgerufen und bei mir nur "ja, bitte" gesagt. letzte woche sprach er mich plötzlich mit "herr eichler" an und ich bin mir nun unsicher, ob er lediglich die namen verwechselt hat, oder den namen von einem der abwesenden studenten auf mich angewendet hat. eigentlich hätte ich das bedürfnis den prof darauf hinzuweisen, dass ich nicht eichler heisse, habe aber wenig lust mich als trans zu outen. das semester ist bald vorbei, ich werde den prof nicht wiedersehen (ich mache examen, er geht in rente), aber es wäre saublöd wenn der echte herr eichler anwesend wäre und die sache in einer seminarsitzung thema wird. ich könnte den prof auf die verwechslung ansprechen ohne mich als trans zu outen und hoffen, dass er nicht auf seine namensliste schaut, ich könnte mich gleich als trans outen oder die sache auf sich beruhen lassen.
was meint ihr?

toyboy
Büssi
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#2 Beitrag von toyboy » Mittwoch 16. Februar 2005, 16:42

hi Silky,
danke für die lieben aufmunternden worte und viel kraft für dich in deinem alltag!
eine ausführlichere antwort werde ich, wenn ich wieder etwas mehr zeit habe, im allgemeinen teil dieses threads posten.
lieben gruß
toyboy

Esther
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#3 Beitrag von Esther » Mittwoch 16. Februar 2005, 16:44

Hoi Toyboy

Ich war an der Uni oft mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Ich habe mich allerdings schon zu beginn, als ich vor zwei Jahren wieder mit studieren begann, entschieden, auch an der Uni konsequent als Frau aufzutreten. Das mit den offiziellen Anmeldungen ist schon so eine Sache. Für Seminare schreibe ich mich jeweils unter dem gelebten Geschlecht, d.h. als Esther Brunner ein, doch für die Kanzlei scheint nur das Papier-Geschlecht massgebend zu sein. Jedes Mal streiche ich bei der Semesteranmeldung den falschen männlichen Vornamen durch und setze Esther an dessen Stelle - und jedes Mal bekomme ich einen Brief, das gehe nicht vor der offiziellen Namensänderung nicht.

Im ersten Semester hatte ich Angst, dass wegen es den nicht übereinstimmenden Vornamen auf der Legi und beim Seminarbesuch Probleme geben könnte. Gab es aber nicht. Der Prof gab mir die Unterschrift genau gleich und liess sich nichts anmerken. Ich weiss nicht einmal, ob er's überhaupt bemerkt hat. Jedenfalls ging es immer gut. Die Profs wissen zwar oder können sich durch 1 + 1 zusammenzählen ausrechnen, was los ist, aber daran nimmt niemand Anstoss. Unterdessen ist es selbstverständlich geworden, dass ich Esther bzw. Frau Brunner bin - alles andere würde als komisch empfunden, nicht nur von mir, sondern auch von meinen Mitstudis.

Die von Dir geschilderte Situation lässt sich nicht gut mit meiner Situation vergleichen, insofern als bei mir alles klar ist. Ich denke daber, dass es wohl auch in Deiner Situation das Beste ist, alles klar zu machen. Versteckspiele sind nervenaufreibend. Du musst ja nicht gerade sagen, Du seiest transsexuell. Es genügt, wenn Du klar sagst: «ich bin Herr X». Falls der Prof dann irriertert ist, kannst Du ihm ja noch erklären, dass Du Dich als Frau X angemeldet hättest, um möglichen Problemen mit der Anrechenbarkeit auszuweichen. Du siehst ja dann wie der Prof reagiert. Eventuell ergibt sich daraus auch ein spannendes Gespräch.

Liebe Grüsse
-- esther

Dina
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#4 Beitrag von Dina » Mittwoch 16. Februar 2005, 16:45

Verflixte Sache... bei mir ist zwar die Namensänderung schon offiziell durch... aber im Alltag hats manchmal so seine Tücken. Da stehe ich also an der Kasse der Brocki. Kommt eine Kundin mit ihrem kleinen Töchterchen. Begrüsse sie (meine Stimme ist noch ziemlich tief...) Sagt sie zur Kleinen : Gib deine sachen dem Mann da. Notabene: ich stehe hier in Frauenkleidern... Hätte ich den Mund gehalten, hätte ich als unanständige Schrulle gegolten... was mache ich falsch...
Grüessli Dina

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Luisa
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#5 Beitrag von Luisa » Mittwoch 16. Februar 2005, 16:47

Werte Dina

In der Tat, auch ich kenn dies Problem. Ein wichtiger Bestandteil meiner beruflichen Tätigkeit ist das Telefonieren. Oft nervt es mich das mich die Personen am Gegenende der Leitung, durch meine Stimme, als Mann identifizieren. So mag ich etwa im Tram etwas unhöflich erscheinen da ich lieber nichts sage als das mich die Leute als merkwürdiges Wessen betrachten. Doch einerseits kann ich meine Stimme ein stückweit selber beeinflussen, was bei mir ganz gut funktioniert, anderseits gibt´s Möglichkeiten um diese Stimme effizient zu korrigieren.

Liebi Grüessli

Luisa

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