Offener Brief an Dr. Hepp

Epilation, Hormone, OP
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Biker

Offener Brief an Dr. Hepp

#1 Beitrag von Biker » Sonntag 13. Februar 2005, 16:52

Sehr geehrter Herr Dr. Hepp,

ich beziehe mich auf die folgende Information bzw. auf das Gespräch daß Sie mit Transident.ch geführt haben, welches unter dem folgenden Link zu lesen ist:

http://www.transident.ch/forum-neu/topi ... PIC_ID=176

Auf folgende Aussage beziehe ich mich:
In der Regel werde eine geschlechtsangleichende Operation bei klarem Wunsch nach Geschlechtsrollenwechsel empfohlen, da ein "Weder-Noch-Dasein" nicht zu fördern sei. Er ist sich der Problematik der "Zwangsoperation" (auf Grund der juristischen Rahmenbedingungen) bewusst und drängt nach der Abklärung niemanden zur Operation. Bei FzM stellt die Operation (Entfernung der Gebärmutter und der Ovarien) ebenfalls die Voraussetzung für eine juristische Personenstandsänderung dar. Gemäss seiner Erfahrung wünschen einige der Betroffenen keine weiteren operativen Massnahmen (Penisaufbauplastik). Diese stellt juristisch keine Voraussetzung für die Personenstandsänderung dar.
Nun meine Frage an Sie: Wie darf ich diese Aussage denn verstehen?

Darf ich sie so verstehen?
Eine Frau mit Penis ist keine Frau? Warum das denn? Wieso sagen Sie, daß eine Frau mit Penis "Weder-noch" ist? Ich denke die Identität ist mehr als nur ein Genital zwischen den Beinen! Wer um himmels Willen besitzt das Recht, einen Menschen und dessen Identität aufgrund des genitalen Erscheinungsbildes zu beurteilen? Ein Genital macht noch lange keine Frau/Mann. Wer sich nicht schon vor der OP als Frau/Mann begreift, der wird es auch nach einer OP nicht tun! Wieso werden Transfrauen zur OP "gedrängt" während bei Transmännern der Penisaufbau und ein Vaginalveschluß nicht vorgeschrieben ist, um die Personenstandsänderung zu bekommen? Um die dauerhafte Fortpflanzungsunfähigkeit zu erhalten reicht alleine schon eine Orchiektomie, bzw. bei Transmännern eine Ovarektomie. Das ist doch jedem seine persönliche Entscheidung, ob jemand die Genitalanpassung vornehmen lassen möchte oder nicht. Die gesellschaftlichen Konsequenzen müssen ja nicht Sie als Arzt tragen, wenn die Frau mit Penis "schräg" angeschaut wird.

Nur weil eine Transfrau sich nicht operieren lassen möchte, ist ihr noch lange nicht die Diagnose TS zu verwehren und somit auch die Vornamens- und Personenstandsänderung. Gut, die Schweiz hat im Gegenzug zu der BRD kaum eine Regelung, jedoch haben wir, festgelegt durch das TSG § 1, die Möglichkeit zur "kleinen Lösung". Das heißt: Menschen die keine Operation anstreben, sei es aus gesundheitlichen Hinderungsgründen, aus Angst oder aus Überzeugung, können die reine Vornamensänderung bekommen, wenn die Diagnose Transsexualität festgestellt ist. Nicht einmal die gegengeschlechtliche Hormonbehandlung ist Voraussetzung für eine Vornamensänderung. Der rechtliche und medizinische Weg sind in der BRD vollkommen voneinander getrennte Wege, lediglich für die Personenstandsänderung wird dauerhafte Unfruchtbarkeit und ein operativer Eingriff vorausgesetzt, der eine deutliche Annäherung an das Erscheinungsbild des anderen Geschlechts herbeiführt. Aber ab wann eine deutliche Annäherung erreicht worden ist, steht nicht fest, sonst gäbe es ja die unterschiedlichen Meinungen und Auslegungen des TSG nicht.

Damit ein TM die Personenstandsänderung bekommt, muß er Hormone nehmen, den Vornamen geändert haben, eine Mastektomie hinter sich gebracht haben und die Eierstöcke entfernt haben. Die Entfernung der Gebärmutter, ein Vaginalverschluß und ein Penoidaufbau ist keine Voraussetzung für die Personenstandsänderung.

Nun, warum aber soll nun eine TF sich eine Neovagina anlegen lassen müssen, nur um die Personenstandsänderung zu bekommen? Wenn doch bei einem TM lediglich die Entfernung der Brust und Eierstöcke vollkommen ausreichend ist, warum dann bei TF nicht einfach nur die bloße Entfernung der Hoden? (Orchiektomie) Die Brüste wachsen ja von selber. Dieser Widerspruch verstößt meines Erachtens gegen die menschliche Gleichberechtigung. Nur weil etwas medizinisch besser machbar ist, hat man einen solchen Eingriff noch lange nicht zu verlangen! Was die Patienten an Operationen persönlich wünschen steht auf einem anderen Blatt, aber generell einen Eingriff am äußeren Genital zu verlangen finde ich menschenunwürdig. Wo bleibt da die Entscheidungsfreiheit? Hier werden auch die Menschen zur äußeren Genital-OP "gezwungen", die gar keine haben wollen, unterziehen sich dieser aber, um rechtlich unauffällig leben zu können.

Wovor haben die Herren der Schöpfung Angst? Vielleicht vor, um es mal zugespitzt auszudrücken, "stechender" Konkurrenz? *Sarkasmusanfang* Bloß nicht weitere "Stecher" erzeugen oder belassen, die könnten einem Biomann ja die Frauen "wegnehmen". Und wenn schon jemand als Frau leben will, dann bitte mit "Loch", denn eine Frau muß gefälligst penetrierbar sein, damit die Biomänner ihren Spaß haben können.*Sarkasmusende*

Ich finde eine solche Einstellung, daß Menschen mit entgegengesetztem Genital "weder-noch" seien, völlig armselig und niveaulos.

Ja, was bin ich denn dann ihrer Meinung nach? Ich habe sogar mit noch vorhandener Vagina meine Frau geehelicht! Und einen Penisaufbau strebe ich nicht an! Bin ich jetzt auch "weder-noch", obwohl ich vollkommen als Mann integriert bin, wie ein Mann aussehe und mich meine Umwelt als Mann wahrnimmt und akzeptiert? Ist für Sie ein Mann ohne Penis kein richtiger Mann? Tja, wie sehen Sie dann Männer an, die aufgrund eines Unfalles ihr Gemächt verloren haben? Sind das aufeinmal unrichtige Männer? Ich muß schon sagen, von Ihrer "weder-noch-Einstellung"bzgl. TF bin ich ziemlich enttäuscht.

Es sei denn, Transident.ch hat Ihre Aussage verdreht und sie zu deren Gunsten völlig abgeändert. Das können die nämlich sehr gut, denn meine Texte klauen sie ungefragt von anderen Seiten, splitten sie auf und reißen sie somit vollkommen aus dem Zusammenhang. Ich werde von denen zutiefst bis aufs Blut beleidigt, nur weil ich keinen Penisaufbau haben möchte, da mir die Ergebnisse zur Zeit noch viel zu örgs sind. Selbst Daverio kann mich nicht überzeugen.

Übrigens, wenn ständig von einem vereinten Europa die Rede ist, sollte nicht auch die TS-Behandung europaweit angepasst werden? Das neuerdings gemachte Urteil aus England (Personenstandsänderung ohne OP) halte ich persönlich für sehr erstrebenswert. So kann wirklich jedeR TS in aller Ruhe überlegen und abwägen ob und welche Operationen er/sie für sich braucht.

Mir freundlichen Grüßen

Basti

Dina
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#2 Beitrag von Dina » Sonntag 13. Februar 2005, 16:56

|hallo Basti

ich war auch bei Hepp, wurde aber nie zu irgendwas gedrängt. Vielleicht auch darum weil ich von "draussen" dahin kam (Dr.Kägi, Herisau). Diese Gefahr ist grösser, wenn man intern abgeklärt wird, weil diese Aufgabe den Assistenten in der Poliklinik zugeschoben wird, die ihr nicht unbedingt gewachsen sind.

Dass aber die Personenstandsänderung erst nach erfolgter OP gemacht werden kann, ist störend und sollte geändert werden, z.B.durch ein TSG, was in der Schweiz fehlt. Am besten mit "kleiner" und "grosser Lösung" wie in Deutschland. Ich selber hätte sie auch schon vor der OP machen wollen, weil der Zustand "weibliche Rolle, männlicher Name" zu unnötigen Komplikationen führte. Dina konnte kein Bankkonto auf ihren Namen eröffnen, eben weil auf ihren Ausweisen "Daniel" stand. Gut,dass die Bank zu einem Kompromiss bereit war: Das Konto gehört Daniel, die Post bekommt Dina.... Die Post war zu so etwas nicht bereit.

Grüessli Dina

PS. Eine Neovegina habe ich nicht, oder nur "oberflächlich" für GV nicht geeignet, die Personenstandsänderung habe ich doch...

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