Gewalt gegen Transgender - was sind Eure Erfahrungen?

[Diana]

Hi Ladies

Heute ist der 11. Transgender Day of Remembrance, ein Gedanktag an dem man der ermordeten Transgender gedenkt. Monatlich werden weltweit fast 20 Transgender ermordet, eine erschreckend hohe Zahl. Hierzulande habe ich nie etwas in diese Richtung gelesen und frage mich, ob so Hate-Crimes hierzulande so selten sind oder ob sie einfach nie in den Medien auftauchen.

Vor einiger Zeit sass ich in einem Zug und hörte ein Gespräch unter Jugendlichen mit. Einer prahlte damit, dass er kürzlich in einem öffentlichen WC war und dort ein "Schwuler" war der sich wie eine Frau benahm. Er war sichtlich stolz als er sagte, dass er diesem in die Fresse gehauen hat. War das nur jugendliche Grosskotzerei oder kommt es auch hier zu körperlichen Übergriffen?

Ich selbst habe sowas bisher nie erlebt, wie sieht es mit Euch aus, was habt Ihr da für Erfahrungen gemacht?

Liebi Grüess
Diana

[Sarah]

Hallo Diana

Also körperliche Übergriffe sind mir auch nie passiert, gibt natürlich diese Teenies, die einem dumm anmachen, aber die machen so ziemlich alle dumm an, die sie können...
Von einem konkreten Mord in der Schweiz wüsste ich jetzt auch nicht.

Liebe Grüsse
Sarah

[Diana]

Hi Sarah
Ich dachte auch weniger an Mord sondern eher generell Gewalt in welcher Form auch immer. Mich würde nicht wundern, wenn die Dunkelziffer sehr hoch ist. Welche Transgender hat schon Lust im Ausgangskleid verprügelt auf den Polizeiposten zu spazieren.
Gute Nacht
Diana

[Sarah]

Das mit der Dunkelziffer kann ich mir gut vorstellen.. Und dazu kommt noch, dasskaum jeder physicher Angriff in die Zeitung kommt, dafür gibts wohl zu viele und sie sind fürie Medien zu wenig spektakulär...

Liebe Grüsse
Sarah

[Gisèle]

Mich hat mal ein ex-Hausbesitzer angegriffen, aber erstens hat er den Kürzeren gezogen und zweitens wars nicht nur gerade ein Problem mit Transsexuellen, das seinen Angriff auslöste.

Ich finde die effektive Gewalt, die ist subtil - am meisten sehe ich sie am Arbeitsplatz und beim Staat.
Transsexuelle verlieren Stellen, bekommen keine Aufträge und werden systematisch gemobbt. Der Staat diskriminiert pre-op Transsexuelle indem diese als Herr angeschrieben und angeredet werden.
Weiterhin ist ja die Grundversicherung ein "Staatswerk" - Transsexuelle werden als 2t-Klassepatienten immer wieder auf die lange Bank geschoben und im Regen stehen gelassen. Immer wieder müssen sich Transsexuelle vor Gericht wehren, häufig ohne Erfolg.

Ich finde die Menschen sind kaum gewalttätig gegen Transsexuelle WEIL diese transsexuell sind - aber dennoch haben die meisten Menschen ein gestörtes, verklemmtes und paranoides Verhältnis zu Transsexuellen. Das ist passive Gewalt, darunter zählt das Aussschliessen, das Nichtteilhabenlassen, das KeineZeitHaben etc...
Vor Arbeitgeber und Staat müssten Transsexuelle wirklich besser geschützt werden - dort ist die aktive, systematische Gewalt, die letzlich die oben beschriebene passive Gewalt schürt.

Ich finde die Situation relativ schlimm, ein rassistischer Zustand. Es wurde sicherlich schon viel erreicht, aber es ist fern ab von normal, von fair oder sowas.
Wir können uns höchstens damit trösten, dass wir nicht die einzige Minderheit sind, die sich dauernd wehren muss nicht unter die Räder zu geraten.

[Florence]

Hallo zusammen,

Ich lebe seit 5 Jaren als Frau und mein Alltag ist nicht mehr zu ertragen, ich wohne in ein mittel grosse Ortschaft ( ca. 3000 Einwohner ) wenn ich gehe einkaufen spazieren usw. werde ich ständig angepöblet von Jungendlichen was die sagen zu mir könnt Ihr vorstellen was. Ich gehe manchmal auch in die Stadt dort ist noch schlimmer, deswegen ich gehe am Abend nie aus dem Haus im Angst das mir etwas passiert.

Wegen dem ich Kleide mich wieder als Mann wenn ich gehe aus dem Haus ( das tut sehr weh ), aber so habe ich meine ruhe.

[Gisèle]

Ja leider kann Transphobie nicht von einem Tag auf den anderen weggezaubert werden.

Wegen den Tennies, die Florence das Leben versauern - ich habe die Erfahrung auch schon machen müssen, aber Teenies sind so, die motzen immer - sonst wäre was nicht gut. Bei mir ist schon mal passiert, dass ich mal sogar Entschuldigungen von einer Gruppe Teenies erhalten habe, über eine mit der Gruppe befreundete Kollegin. Also sie meinen es echt nicht böse, sie erscheinen einem einfach manchmal sehr doof, wenn man selber zur Zielscheibe des Teeniespasses wird.

Vielleicht sollten wir mal Kontakt mit der Lehrervereinigung aufnehmen. Den Knirpsen wird ja eingetrichtert gegen andere Rassismuszielgruppen anständig zu sein, das Informationsprogramm sollte ggf. erweitert werden um die Gruppe der Transsexuellen. Schaden würde es weder Lehrern noch Schülern ...

@Florence: Ich bin vor 2 Jahren panikartig aus den Berner SVP-Pampas nach Biel gezogen - das hat geholfen. Das Wohnen in der Schweizerprovinz ist für alle "unechten Schweizer" ein Problem.

[Sarah]

Das mit dem Teenies ist so eine Sache, meist sind es Gruppen (einzelne wagen sich die wenigsten etwas zu sagen) und die, welche jemanden verbal attackieren, suchen sich meist gezielt Opfer, erkennen also jemanden, der/die trans ist auch eher, als andere, weil sie einfach mehr auf die Leute achten. Ein "Vorteil" bei diesen Gruppe ist aber, dass sie sich kaum je zu physischer Geawalt wagen (nicht alle, aber diese Halbstarken mit Selbstbestätigungsdrang schon) und verbal ziemlich rasch unterlegen sind, wenn man zurückgibt - eigentlich sind sie recht unsicher und auch demenstprechend angreifbar.
Trotzdem verstehe ich da auch, wenn man Angst hat, und bei kleinen Orten wird zudem auch oft viel Klatsch verbreitet, weil sich die Leute kennen, was auch nicht gerade hilfreich ist - möchte auch nicht auf dem Land wohnen. Trotzdem viel Glück!

Liebe Grüsse
Sarah

[Florence]

Hallo zusammen,

Gut und recht, aber wenn man umzieht zu eine Stadt es fängt die ganze sache vom vorne an, ich wohne 10km vom Stadt Bern und wenn ich dort gehe es ist nicht besser mit dem Teenies, habe schon machmal erlebt.

Es ist so mit dem Teenies, wenn das realbild nicht die realität entspricht es ist nicht normal.

[Tamara_S]

Das kann ich jetzt nicht Bestätigen.

Ich lebe in Basel und bin auch öfter als Frau unterwegs ob alleine oder mit Begleitung, ich hatte noch nie Probleme mit Kids oder sonstigen Leuten.

Ich habe hier bisher nur Positive Erfahrungen gemacht.

[ZeroPassing]

Ich hatte eine Menge Stress...
einerseits kenne ich Transfrauen, die sagen, sie hätten nie Probleme mit Leuten, andererseits welche, die superviel schlechte soziale Erfahrungen wegen Trans gesammelt haben, scheinbar gibt es kaum welche dazwischen.

Mehrfach war ich mit Transfrauen auf Untergrundpartys (auf andere gehe ich halt nicht, meistens Dubstep, Tekkno oder Electro) und habe mich nach ein paar blöden Aktionen oder Sprüchen mit Leuten angelegt und sogar geprügelt.
Mittlerweile wohne ich in Berlin. Mir sieht man die Transidentität nicht mehr so an, aber war neulich nachts mit zwei Transmädels unterwegs und gleich kamen aggressive Sprüche, einer, der mit drei anderen Männern an einem Drugstore saß, forderte uns nach einigen Wortwechseln auf, herzukommen (natürlich sollte das eine Schlägerei werden). Ich hatte Bock, die beiden Mädels aber nicht so.
Ich selbst bin in meinem Dorf früher regelmäßig als (schwule) Tunte, Schwuchtel, Stricher und ähnliches beschimpft worden, von Jugendlichen, die meistens älter waren und ich garnicht kannte. Mehrmals fuhren mir nachts Jungs mit Mofa oder Moped hinterher und ganz dicht auf, ich fuhr Fahrrad, um mir Angst zu machen oder sie fuhren mit dem Auto neben mir her und fingen plötzlich an, ganz laut aus dem Fenster zu kreischen oder schreien.
Einmal wurde ich geschubst und bin dann schnell weggerannt, dumme Sprüche und Beleidigungen kamen regelmäßig und als ich Hormone nahm, aber noch Bartschatten hatte, wurde es am häufigsten. Das waren aber auch Berufstätige, Frauen und Männer, alte Leute, Spießer, usw. meistens Deutsche.
Meine transidente Exfreundin wurde zweimal maskiert überfallen, wobei das nicht dieselbe Person war.

[Lucy]

Es giebt schon ein zwischendrinnen. Bei mir ist das so. Einige in meinem Umfeld, oder ich sag jezt mal in meiner Schule (bin 16 gehe in die 9. Sekundarklasse) haben gar keine Probleme, sondern sind nur etwas neugierig aber harmlos. Dann giebt es relativ viele die mich beschützen, fals von irgendwoher ein Spruch kommt. Und dann noch sonen paar typen die null Verständiss haben und mich als schwule Schwuchtel abstempeln. Einer derjenigen hat mich einmal geschlagen, was für ihn dann verwarnung der Schulleitung zur Folge hatte. (eigentlich fast nicht zu glaube, denn ich lebe unter anderem in einem "SVP Kaff") Zudem sind es wirklich nur Typen, die mich dumm anmachen. Von einem Mädchen musste ich mich noch nie beleidigen lassen. Aber es scheint wohl in der Natur der Männer zu liegen intolerant-agressive züge zu haben.

[A.Ivy]

Aber es scheint wohl in der Natur der Männer zu liegen intolerant-agressive züge zu haben.

Mir sind schon genügend Frauen begegnet, auf die das genau so zutrifft... Kann sein, dass es unterm Strich bei den Männern etwas mehr solche Problemtypen gibt. Aber schlussendlich findet man überall genug Idioten - unabhängig vom Geschlecht.

[Alex..andra]

Tag zusammen,

ich frage mich manschmal, warum das bei "unsereins" so ist wie es ist.

Es wird doch wohl nie jehmand ein Gedanke daran vergeuden, wenn zb. wie bei einem meiner Nachbarn im Dorf: Rechtes Spektrum, Glatze, Springerstiefel, weiße Schnürsenkel und innen-Orange-Farbene Bomberjacke. (mit Pistole und Handgranaten im Keller). Dieser eine "Leuterung durchläuft und fortan "ganz Normal" in Jaens und Hemd, "normale" Frisur in die Kneipe geht. Finden die Leute sogar richtig taff, (nur seine alten Kumpels nicht).

Sicherlich sind einige Leute irritiert bei meiner Begegnung, oder in meinem Beisein. Meistens ist das aber der Fall, wenn sie es von früher wissen, oder aufmerksam gemacht werden, von diesen "schlauen Aufklärern" wie ich mal ausgesehen habe.

Trotzdem ist es keine Berechtigung dafür, wie mir schon geschehen: Ich wurde von einem Mann mirt der Faust ins Gesicht geschlagen, nachdem ich ihm gesagt hatte, das er es verdammt noch mal, beenden sollte, ich sei nicht mehr bereit mir seine Beleidigungen anzuhören! Als wenn nicht die Schläge reichten, musste ich ihn kurz bevor dann fast ein Hocker auf mich geschleudert werden sollte, (war schon angehoben) mit Pfefferspraj "ausgeschaldet".

Die eintreffende Polizei meinte: "Wie, sie haben diese Frau geschlagen", wollten ihn schon zum Generalverbrecher machen, aber als sie erfuhren das ich angeblich, in den Augen der Menschen, mal ein Mann gewesen sein sollte, ermittelden sie gegen mich, - nicht gegen ihn. Und zwar weil Pfefferspraj angeblich eine gefährliche Waffe ist.

Die Staatsanwaltschaft hat gegen Ihn nicht einmal ein Verfahren angenommen! BRAVO Deutschland!
Bei der Legislative werden wir genauso wie in weiten Teilen der Befölkerung diskkriminiert.

liebe Grüße.

Alexandra