Zoff in Zürich

Probleme in der Partnerschaft, Outing und Alltag, Kontakte und Beziehungen
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Nicole
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#31 Beitrag von Nicole » Montag 4. Juni 2007, 16:29

Einschnitte von Freiheiten und Erungenschaften sollten ernst genommen werden. Auch wenn Gender und Sexualität nicht Politik sind, so ist die individuale Lebensweise und Entscheidung doch politisch.

Auf dem BDSM-Kongress wurde berichtet das in Holland solch Entwicklung sich bereits seit über zwei Jahren vollzieht.

Wichtig ist eine nationale und internationale Lobby zu entwickeln der auf Bundes und Europaebene. In Holland ist dies nicht vorhanden. Ich weiss nicht wie es in der Schweiz ist.

Lieben Gruss

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Luisa
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#32 Beitrag von Luisa » Montag 4. Juni 2007, 18:33

Werte Nicole

In der Tat, Freiheit ist keineswegs ein geschenkter Wert. Immer und immer wieder muss Freiheit von neuem erkämpft werden. Momentan, so schein es mir, wird hauptsächlich in Nordeuropa, eine zunehmende Nulltoleranzpolitik propagiert. Insofern sei zwar keineswegs Panik angesagt doch eine gewisse Wachsamkeit tut eindeutig not.

In der Schweiz sind die Unterschiede momentan recht brüsk. Während in ländlichen Gebieten eine leben und leben lassen Einstellung praktiziert wird, werden Städte durch bauliche und polizeiliche Mittel zunehmend endurbanisiert. Das Model „Neue Stadt“ auf dem Mist von Karl Steiner http://www.steiner.ch/ gewachsen, scheint insbesondere in Zürich immer mehr Fuss zu fassen.

Die Neue Stadt ein Konstrukt der sterilen Konsum und Vergnügungstempeln weit fern grosser Wohnkomplexe kennt keine Drogen, keinen Sex, keine kiffenden Jugendlichen und keine spielenden Kindern. Alles hat in diesem Architekturmodell klar wirtschaftsoptimierte Funktionen.

Viele, insbesondere auch linke Politiker liebäugeln mit sterilen Kulturinstitutionen. Zürich, lange als liberaler dreh und Angelpunkt kreativer Geister gehet und gehätschelt soll heut nun als
Sündenpool von allen gesellschaftlichen Abartigkeiten wie Sex, Drogen, Freiheit, Kreativität und Lust befreit werden.

Ich glaube dass die gegenwärtige Entwicklung weit über unsere Lebensform, Kultur, Artikulationsform hinausgewachsen ist. Heute stört alles, auch das was nicht stört nur weil es eventuell mal stören könnte. Klar dass allen anfangs die zu einer Randgruppe zugeordneten Individuen Freiheitsverluste und Bürgerrechtseinschränkungen in Kauf nehmen müssen.

In diesem Sinne beängstigend zu wissen, das gleich wenige Meter neben unserer Wohnstädte das neue Justizzentrum http://www.baudirektion.zh.ch/internet/ ... 0/pjz.html , welches gemäss Stadtparlament dringend benötigt wird, mit vielen keinen U-Haft-Zellen zu stehen kommt.

Sumasumarum denk ich, das momentan ein wachsames Auge ausreichen tut. Allen dürfte indes klar sein dass die Fronten sich hier in Zürich, in der Schweiz wie auch in Europa zunehmend verhärten dürften. Wir, Transgender, BDSMlebende Queerkulturschaffende müssen nicht zwingend jede Einengung unseres Freiraums hinnehmen.

Liebi Grüessli

Luisa

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