Transsexueller: Das Wunder der Transzendenz

Probleme in der Partnerschaft, Outing und Alltag, Kontakte und Beziehungen
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Cinzia

Ein psychisches Leiden?

#1 Beitrag von Cinzia » Freitag 10. Juni 2005, 16:46

Für mich ist es einfach schöner mich als Frau zu fühlen und so gesehen zu werden. Ein psychisches Leiden ist da nicht vorhanden.

Cinzia

Tina
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#2 Beitrag von Tina » Samstag 11. Juni 2005, 13:14

Dieser Artikel ist ein trauriges Bespiel von gedankenlosem (oder aggressivem?) Journalismus. Der Artikel krititsiert Auswüchse der heutigen plastischen Chirurgie, bedient sich jedoch mit dem Foto einer anscheinend Transexuellen (ich tippe eher auf eine geschickte Fotomontage, wo die männlichen Züge des Kopfes einen krassen Gegenpol zu den übrigen weiblichen Attritbuten schaffen sollten...sonst wäre die beabsichtigte Wirkung verloren gegangen) als reisserischen Aufhänger, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf den Artikel zu ziehen. Allerdings eine äusserst missbräuchliche Wahl. Die Jounalistin vermeidet es aber, das Thema Transsexualität im Artikel zu erwähnen und mit ihrer allgemeinen Kritik in Bezug zu setzen, da sonst juristische Angriffspunkte für eine Klage gegeben wären.
Es überrascht mich nicht, solches im Facts zu finden, dem Boulevard König der Nachrichtenmagazine. Das Facts Management will solche reisserisch aufgemachten Artikel publizieren, und gesellschaftliche Randgruppen sind für das Blatt sowieso kein Risiko. Shame on Nicole Althaus, die entweder aus Unwissenheit oder verantwortungslosem journalistischem Eifer dieses Werk vollbracht hat.

Ein paar Worte zum Leiden: Es betrifft sicherlich jeden etwas anders. Und es gibt auch, denke ich, verschiedene Qualitäten des transidenten Leidens. Ich kenne selbst nicht das lange Leiden und schon frühe Bewusstsein, im falschen Körper geboren zu sein. Ich kann es jedoch gut verstehen, da ich (halt erst mit 40) das Bedürnis habe, meine weibliche Seite zu fühlen und auch auszuleben. Es wäre so schön wenn ich (wenn immer es mir danach ist) schon das Haus en femme verlassen könnte, um auf eine Party oder in den Ausgang mit Gleichgesinnten zu gehen. Wenn ich es einfach tue, muss ich auch alle damit verbunden Konsequenzen der gesellschaftlichen Nichtakzeptanz, Unverständnis bis hin zur Diskriminierung tragen. Und dies, obwohl ich niemand in seiner Freiheit auf das geringste einschränke, oder jemandem weh tue. Das ist sehr traurig. Sind meine Sorgen unbegründet?
Auf jedenfall leide ich darunter.

Liebe Grüsse,
Tina

Cinzia

Diskriminierung

#3 Beitrag von Cinzia » Samstag 11. Juni 2005, 20:04

Hallo Tina

Das mit der Diskriminierung finde ich nicht so schlimm. Ich versuche gute Kontakte zu den "Normalen" zu pflegen, anderenfalls besteht die Gefahr eines Abgleitens in ein Ghetto.

Diskriminieren tun eigentlich, so empfinde ich es wenigstens, nur die Polyaerzte und der Staat indem er für die Namensänderung die Unfruchtbarkeit (=Kastration, sorry der Ausdruck) voraussetzt.

Die Leute sind im allgemeinen recht freundlich und Diskriminierungen habe ich sonst noch keine erlebt.

Gruss Cinzia

cocker33
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#4 Beitrag von cocker33 » Sonntag 12. Juni 2005, 16:23

Tina hat geschrieben: Ein paar Worte zum Leiden: Es betrifft sicherlich jeden etwas anders. Und es gibt auch, denke ich, verschiedene Qualitäten des transidenten Leidens. Ich kenne selbst nicht das lange Leiden und schon frühe Bewusstsein, im falschen Körper geboren zu sein. Ich kann es jedoch gut verstehen, da ich (halt erst mit 40) das Bedürnis habe, meine weibliche Seite zu fühlen und auch auszuleben.
Sicherlich gibt es verschiedene Formen des Leidens. Ich hatte dieses frühe Bewusstsein schon, also es sind jetzt schon 30 Jahre. Bisher habe ich damit mehr recht und schlecht gelebt. Mit schlecht leben meine ich Panikattacken die mich seit fast 10 Jahren verfolgen, weil ich meine Transindentität nicht ausgelebt habe.
Klar auch ich wollte "normal" leben und ging eine langwährige Beziehung/Ehe ein, bis sich rausstellte, es war eben die beste Freundin und keine Liebe.

Ich bin auch nicht im falschen Körper geboren oder doch vielleicht? ;-)
Nein ich habe Dinge stets anders getan/gedacht als wie es normale Jungs tun, war immer Aussenseiter, mir lag einfach nicht dieses prahlerische, selbstdarstellerische Tun gegenüber den Mädchen, die hielt ich eh für Wesen von einem anderen Stern. Also ich konnte nicht mit Jungs und auch nicht mit Mädchen. Und wenn man irgendwie was wie einen Freund/Freundin hat, wird man auch nicht verstanden, weil man zusätzlich noch hochbegabt ist. :-D Heute würde man zu mir typisch ADS ohne Hyperaktivität sagen und mich mit Ritalin blöd machen. Zum Glück ist mir das erspart geblieben. ;-) Das hat mir die männliche geistige Pubertät erspart, bin immer noch froh geistig ein Kind zu sein. :-)

So und jetzt habe ich Torschlusspanik. :-D

Liebe Grüsse Dirk

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Luisa
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#5 Beitrag von Luisa » Sonntag 12. Juni 2005, 17:59

Werte Tranis und Interessierte

Erstaunen tut mich in einem Klima der Ausgrenzung nichts mehr. Absolut skandalös empfand ich dies unästhetische auf tiefste wertende Bild im Facts. Dass solch diskriminierende Bilder letztlich mit eine Volksmeinung bilden liegt für mich auf der Hand.
Bedauerlich das sich ein ehemals fortschrittliches Land wie die Schweiz sich im Eiltempo zurückentwickelt. So scheint zunehmend alles was nicht rentabel, hochleistungsfähig und gesellschaftlich angepasst ist, ausgegrenzt zu werden. Es tut nicht verwundern dass wir transsexuelle Menschen bedingt durch Spardruck der Krankenkassen zunehmend unter Beschuss geraten. Diese TG-Verachtende Politik wird noch durch faschistische Psychiater und sensationsgeile Presse weiter gestützt.

Mögen wir, durch unsere Widerstandsfähigkeit, bessere Zeiten und somit eine Zukunft formen.

Liebi Grüessli

Luisa

Rita
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#6 Beitrag von Rita » Montag 13. Juni 2005, 13:39

Hallo zusammen

Meiner Meinung nach sind viele Probleme der Diskriminierung fehlende Aufklärung. Schwule und Lesben werden nun langsam nach jahrzehntelagnem Kampf mehr und mehr akzeptiert. Wenn ich bei meinen "Kindern" ( die sind auch schon zum Teil erwachsen) schaue, so ist dies absolut kein Thema mehr. Da ist ein Homosexueller Mensch nichts "besonderes". Jedoch Transsexualität wird einfach nicht wirklich thematisiert. Ich als ehemalige aussenstehende bin nie irgendwie mit diesem Thema konfrontiert worden. Da sieht man im Fersehen mal eine Drag Queen, hört vielleicht noch ein schauermärchen und schon sind solche Menschen als abbartig und krank abgestempelt. Dann kommt ein Bericht im Facts, von dem ich nicht die Hälfte verstehe und der meiner Meinung nacht total am Thema vorbei geht.
Wirkliche Informationen musste ich mir mühsam selbst zusammensuchen. Bei dieser Suche bin ich auch oft nur auf Sexseiten gestossen und das verbärbt das Bild auch wieder einseitig. Und nicht wirklich positiv.
Dazu kommt, dass Transsexuelle eine kleine Minderheit bilden. Und überall gilt einfach das Wort der Masse. Ein Beispiel: Die Schule hat ein Konzept. dies ist abegstützt durch die Bedürfnisse und das Sein der Mehrheit. In jeder Klasse gibt es nun Kinder, die aus diesem Schema rausfallen. Ich hatte das zweifelhaft Glück, dass meine drei gleich alle nicht der Norm entsprachen. Die Schulzeit war demzufolge für alle Beteiligten eine Qual.
So ist es mit allen Bereichen.
Es tut absolut Not, unsere Kinder zu toleranten, verständnisvollen Menschen zu erziehen. Wir haben viel Aufklärungsarbeit vor uns.
Ich bin hier wirklich ein absoluter Neuling hier und kann vieles bestimmt auch nicht nachvollziehen. Womit Ihr zu kämpfen habt und wie es Euch geht damit. Doch ich liebe einen Transgender und so gehört nun dieses Thema auch zu meinem Leben.
Und ich bin der Meinung, kein Mensch ist weniger wert als der andere. Nur die Probleme sind verschieden.

Liebe Luisa, gerne bin ich mit dabei, eine bessere Zukunft zu formen.
Und ich gehöre ja auch zum Volk und deren gibt es mehr, da bin ich mir sicher.

Liebe Grüsse

Rita

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Luisa
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#7 Beitrag von Luisa » Montag 13. Juni 2005, 16:25

Werte Rita

In der Tat, wir haben viel Aufklärungsarbeit vor uns. Ob wir diese als kleine Randgruppe zu bewältigen mögen mag ich hin und wieder zu bezweifeln. Und doch stimmt mich die Tatsache optimistisch das Menschen grundsätzlich offen und empfindsam sind für die Aufnahme von Informationen. Die Erfahrung lehrte mich das ein Bild einer Menschengruppe steht und fällt mit dem kennen lernen einer solchen Person. Insofern bewirken wir Tag für Tag durch unsere Präsenz und unseren Anspruch auf ein integriertes Leben. Menschen die mich kennen beurteilen mich zunehmend als Mensch und nicht als allfälliges Randgruppenmitglied.
Zur anderen Seite jedoch entwickelt sich, bedingt Rezessionsfaktoren, eine zunehmende Verunsicherung in der Bevölkerung. In der Stunde der Not vermögen Populisten mit einfachen Weltbildern und Lösungsansätzen sich dieser Unsicherheit zu bemächtigen. Nun sind wir Transsexuelle, Menschen die Krankenkassenprämien in Höhe schnellen lassen. Menschen die den gesellschaftlichen Leistungsanforderungen nicht zu genügen vermögen und Sozialbeiträge beziehen. Menschen die schlicht vom guten Bürger profitieren wollen. Schnell sind auch solch Negativbeispiele hervorgeholt und in Massenmedien auf dem Präsentierteller ins destruktivste Licht gesetzt. Wir sind nicht einzig diesem Phänomen ausgesetzt. Alles was sich als Sündenbock für sinkenden Wohlstand eignen würde, wird schnell vor Kameras gezerrt und ins treffende Licht gerückt. All dies der Macht etwelcher SVP-Idioten willen.

Nicht alle laufen hinterher denen die Missmut und Ausgrenzung Herumposaunen und so bin ich doch dessen überzeugt das eine Politik des Hasses nicht von langer Dauer sein wird. Mögen wir Veränderung, die Not tut, bewirken.

Liebi Grüessli

Luisa

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#8 Beitrag von Rita » Montag 13. Juni 2005, 17:41

Liebe Luisa

Alles was der Mensch nicht kennt macht ihm Angst. Deshalb die positiven erfahrung, wenn Dich jemand kennen lernt. Ich weiss, dass es für mich einfacher ist, weil wenn ich will, kann ich immer wieder abstand nehmen zu diesem Thema. Aber auch nur bis zu einem gewissen Punkt.
Doch jeder der aus dem Rahmen fällt, fällt eben auf und wird gerne als Sündenbock dargestellt. Da hast Du leider Recht.
Nun an uns ist es, dies zu ändern.
Machen wir doch locker (plöff plöff) 8)
Das schöne ist doch zu spühren, wir sind auf dem rechten Weg, Geduld und viel Nerven bringen uns ans Ziel.
So viele Menschen wissen bis an ihr Lebensende nicht mal, was für ein Ziel sie haben.
In diesem Sinne, wünsche ich Dir und allen LeserInnen einen schönen Abend.

Liebe Grüsse

Rita

Andrea
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#9 Beitrag von Andrea » Montag 13. Juni 2005, 22:27

Hallo zusammen

Zuerst wirklich erstaunt hat mich dieser Bericht nicht gross. Jedoch das unästhetische BIld fand ich völlig daneben, was für eine armselige Person muss dass sein die diesen Facts Beitrag gescrieben hat im Kontext mit Schönheitschirugrie.

Ich denke nicht dass jemand so einfach just for fun eine geschlechtsangleichende Operation anstrebt und durchführen lässt.

Ich werde mir das ganze nochmal ein wenig durch den Kopf gehen lassen

Grüässli
Andrea

cocker33
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#10 Beitrag von cocker33 » Dienstag 14. Juni 2005, 21:36

@andrea

Da braucht man sich nicht wundern über solche Beiträge, ich erkenne noch nicht einmal ein schlechten Vorsatz so etwas so zu schreiben. Die wusste es ja nicht besser. :-D

Die kann es ja auch nicht wissen, so etwas wissen Betroffene am besten, was Transidentität ist.

Ich finde es eigentlich gut, dass nur wir sowas verstehen können, allen anderen bleibt diese so wunderschöne Welt auf ewig verschlossen.

Liebe Grüsse Dirk

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