Der Schlüssel zum Setzkasten liegt in uns

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Kerstin
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Der Schlüssel zum Setzkasten liegt in uns

#1 Beitrag von Kerstin » Montag 14. Februar 2005, 17:07

... eine Antwort an Silky zu verschiednen Postings

Liebe Silky,

Ich weiss nicht, ob Du bereit bist von mir ein paar Gedanken zu hören. Vielleicht bin ich für Dich auch nur einer jener "CEO"s und Mittelschullerer usw. die bis jetzt ein stark eingeschränktes und von aussen geregeltes Leben führen mussten und jetzt endlich den ultimativen Kick des "Genderchange" ausleben wollen, wie Du schreibst. Dann hat es wenig Sinn, wenn ich dir meine Gedanken zum Thema aufdränge.

Andererseits: Ich habe Deine Postings im Forum gelesen und nehme wahr, wie stark Du um Deine Identität zu ringen scheinst. Und ich nehme gleichzeitig wahr, wie sehr Du bemüht bist anderen Menschen in eine Ordnung einzuteilen (Trannys...). Du ordnest die einen in die Gruppe der echten Transidenten ein. Andere in eine Gruppe, in der falsche (oder eher Nicht-) Transidenten sind. In meiner Überzeugung sind diese Einteilungen nur oberflächlich gerechtfertigt.

Was sollte ein 0815 Mann für einen Kick daraus bekommen, dass er sich im Netz als Tussi outet und womöglich seinen Service anbietet (wie Du schreibst) ? Um es deutlich zu sagen: Keiner würde das wollen. Alle sexuellen Wünsche haben ihren Ursprung im Nicht-Sexuellen, und so gibt es auch für die von Dir beschriebenen Männer, diese CEO´s und Mittelschullehrer, einen Grund, weshalb sie diesen "ultimativen Kick" suchen. Und da steht vor allem eines im Vordergrund: Konflikte mit der eigenen Rolle als Mann. Oh ja, es ist sehr bequem, sich einzureden, es sei alles ganz "normal", ausser, dass da in der sexuellen Schmudelkammer etwas nicht so sei wie üblich. Und weil ja heute jede sexuelle Spielart erlaubt ist und grundsätzlich alles was gefällt und niemanden schädigt auch erlaubt sein soll, ist das Thema damit erledigt.

Ist es das ? Ist es nicht. Frag Dich, wie viele dieser Mittelschullehrer und CEO´s deshalb so perfekte Männer sind, weil sie in Wirklichkeit keine richtigen Männer sind ? Oder vielleicht sich eine Rolle als Mann selber abverlangen, weil sie annehmen, dass die Gesellschaft es von ihnen erwartet ? Du selber schreibst in einem Text, wie sehr Du Dich verbiegen musstest, wenn Du Männerrollen spieltest. Was unterscheidet Dich von ihnen ? So gesehen nur, dass Du mehr wahrnimmst, oder auch nur dass Du eher bereit bist, die Tabus in Frage zu stellen als sie, diese schwachen-starken Supermänner. Und: woher sollten wir das Recht nehmen, über diese Menschen den Stab zu brechen ? Selbst wenn sie das Bild von "uns" (oder Euch, je nachdem ob Du mich zu Euch zählst oder nicht) in der Öffentlichkeit negativ beeinflussen sollten: Sie gehören dazu. Mehr noch: sie sind der lebendige Beweis, dass es Menschen gibt, die irgendwo zwischen den Poolen hängen. Und sie sind der Beweis, dass an einer Gesellschaft, die diese Menschen nicht aufnehmen kann, etwas nicht stimmen kann. Denn weshalb sollten diese Männer bereit sein, das Tabu der 0815 Sexualität zu brechen ? Doch nur deshalb, weil es ihnen damit gelingt, ein noch grösseres Tabu aufrecht zu erhalten: Das Tabu, dass ein Mann ein Mann sein muss.

Ein Mann zu sein und doch kein Mann zu sein ist ein gesellschaftlicher Tabubruch, welcher durch den engen Rollenkodex der männlichen Rolle verhindert wird. Du hast den Mut dieses Tabu zu brechen. Andre haben ihn nicht, aus verschiedenen Gründen. Und doch seit ihr nicht weiter auseinander als eine Handbreit. Wer hier eine Trennung ziehen will, macht das willkürlich und schafft genau das, woran Du (und nicht nur Du) Dich gemäss Deinen mails aufreibst: Er fordert die Zuordnung in das passende Feld eines Setzkastens.
Der Schlüssel, so glaube ich, liegt in uns: erst wenn wir bereit sind, uns selber nicht als Teil des Setzkastens wahrzunehmen, sondern zuerst wahrzunehmen, wer wir sind und dann erst uns zu überlegen, in welches Setzkästchen wir gehören, lösen sich unsere Konflikte auf. Dass das nicht einfach ist, wer wüsste das besser als Du ?

Das bedeutet, dass wir lernen müssen, auf uns und unsere Bedürfnisse zu achten. Labels, ob schwul ob lesbisch ob hetrosexuell, ob Crossdresser, TV oder TS sind in diesem Prozess nur hinderlich. Denn mit jedem dieser Labels ist ein Set von Bildern, falschen und richtigen verbunden. Sicher ist es einfacher, sich mit einer Schublade zu identifizieren, und langfristig ist es wahrscheinlich auch unumgänglich, weil jeder von uns eine soziale Heimat braucht. Doch sich zuerst zu identifizieren und erst danach sich selber suchen, scheint mir der falsche Weg. Dies deshalb weil die Zuordnung zu einer Schublade immer auch den Abschied von einer andern bedeutet. Wer mit je einem Bein in einer anderen Schublade Halt sucht, kriegt spätestens dann ein blutiges Schienbein, wenn jemand versucht die Schublade zuzutun. Dieses Abschiednehmen will wohl überlegt sein, gerade deshalb, weil wohl für die wenigsten unter uns die Schublade genau richtig passt. Wie viel einfacher wäre es da, wenn die Forderung nach einer Zuordnung gar nicht da wäre. Leider ist dies in unserem Kulturkreis, zumindest für biologisch männliche Menschen, die sich nicht (unbedingt) als Männer fühlen (oder wie immer man uns bezeichnen mag), zur Zeit nicht gegeben. Dies scheint mir ein Ziel zu sein, für das wir, unter welchem Label auch immer, gemeinsam kämpfen sollten.

Mit Sicherheit ist nichts schmerzlicher als der Prozess der Selbstfindung, aber ich trage die Hoffnung in mir, dass es besser ist, sich selber zu kennen (und vielleicht bewusst eine Teil-Rolle zu spielen), als ein Leben lang unbewusst John Wayne zu imitieren. Was ich in der Zeit, seit ich von John Wayne Abschied genommen habe, gelernt habe, ist das folgende: Es ist nicht notwendig, die Bilder, die Mann/Frau sich von Mann macht, auch wirklich zu erfüllen. Entscheidend ist es, das, was man ist, authentisch zu leben. Das habe ich nicht zu Letzt von einigen von Euch gelernt, die ich näher kennen lernen durfte. Und so hat sich meine Optik, auch wenn ich immer noch (mehr oder weniger) unauffällig als Mann lebe, stark verändert. Aber, und da fühle ich mich Dir sehr verbunden, auch ich kann heute nicht definieren, wer ich bin. Ich denke jedoch, dass ich diese Frage heute nicht beantworten muss und auch nicht kann. Ich lasse es einfach auf mich zukommen und geniesse in der Zwischenzeit die Narrenfreiheit, nicht mehr John Wayne sein zu müssen. Und ich lasse es mich nicht verdriessen wenn mich jemand einen virtuellen Transvestiten schimpft. Denn Labels sagen mindestens so viel über den, der sie verhängt, wie über den, der sie trägt.

Herzlich

Kerstin

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Luisa
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#2 Beitrag von Luisa » Montag 14. Februar 2005, 17:10

Liebe Kerstin

Beim lesen Deines Textes stellt sich mir die Frage; wo wollen wir uns als Gruppe, als Individuen und als Lebensform positionieren und in wie weit sollen wir uns von einer, sorry wenn ich dies so formuliere, vorwiegend genital orientierter patriarchalen Struktur distanzieren. Letztlich wird unsere Kultur, unsere Lebensform durch all dem Webschrott und durch die Medien ins rein sexuelle gezogen. Unser Ansehen als kritisch denkende Menschen leidet massiv darunter. Denn eines sei klar, wir müssen uns Tag für Tag behaupten in einer, meiner Meinung nach, vorwiegend unwissenden Welt. Das Bild das die Bevölkerung von uns Transidenten in sich trägt wird stark geprägt von den Massen-Medien. Hier entscheidet letztlich die möglichst Geile Story, etwa Nadia hat schmerzen beim Sex oder, oh Gott, die Gogo arbeitet als Domina oder vielleicht etwa die TS Gummiangie die im Vorabendprogramm bei TeleTransi, oder war’s Telezüri, von ihren Gummiphantasien erzählt. So wird uns ein verzerrtes  Bild gezeichnet dieses wir kaum wieder zurechtrücken können.

Das dies, in einem eher tolerantem Umfeld wie dem hiesigem manchmal doch heftige Konsequenzen haben kann zeigte sich vor kurzem als Silky, Esther und ich im HB Zürich Milch kaufen  wollten und Silky von einer Gruppe Junger Männer angepöbelt wurde. Einer sagte zu ihr ob sie sich nicht schämen würde so rum zulaufen. Silky trug ein Kleid und erst noch ein schönes und dezentes, was normal ist für eine Frau. Doch die Kleidung von Silky wurde von den jungen Männern, die in ihr offensichtlich einen Mann wieder sahen, als eine homosexuelle Ausrichtung gewertet und Silky wurde daraufhin als Tunte betitelt. Hätten wir nicht lauthals die Jungendlichen angeschrienen so das sie Festellen mussten das Silky nicht alleine war, wäre Silky eventuell verprügelt worden. Silky hätte ein Spektakel geboten für all die blutgeilen Gaffer im HB und letztlich hätte der ganze Mob das Nichteinschreiten damit begründet das Mann nicht so rum läuft. Wenn man sich die Freiheit nimmt in dieser Kleidung am HB einkaufen zu gehen sei dies selbst verschulden wenn man totgeschlagen wird.
Und da ich die Geschichte als Direktbetroffene selber auch schon erlebte, bin ich vielleicht etwas zu sensibel was die Darstellung TG-Leuten anbetrifft.
Doch leider gibt´s abertausende von Transidenten und was auch immer die, durch ihre Schwanzgeilheit, ein vollkommen destruktives Bild vermitteln. All die Menschen die über Jahre hinweg das scheiss normale zelebrierten und bis letzte nach aussen vertraten, brechen nun aus allen Kabeln ins so genannt anonyme Cyberspace wo es keine Tabus mehr geben soll, wo Kinder, Frauen, Transen und alles weitere zur Ware verkommt und wo alles nur noch Geil ist.  Sie sind alles mögliche Hauptsache Fun ohne Anspruch auf irgendeine Ethik ohne Kritik und ohne zu hinterfragen.

Da sei eine Gegenbewegung angebracht und so freue mich das wir, Dich Kerstin mit eingeschlossen, eine Gegenkultur aufbauen und Pflegen. Ich freue mich dass wir Teil des Cyberspaces sind und dass wir Teil des realen Lebens sind. Und ich freue mich dass wir eine Gegendarstellung möglich machen. Doch leider wird diese Gegenkultur nur durch Ausgrenzung möglich in dem wir uns nach aussen schützen und uns von der konsumierenden Masse distanzieren und so eine Zweiklassengesellschaft bilden. <br>Vielleicht sind wir nicht weiter als ein elitärer Kreis von Freidenkenden Menschen und doch bewegen wir und sei es nur in dem wir das Web Mitbeanspruchen und uns im Pomp Selbstdarstellen, was uns bekanntlich liegt.

Liebi Grüessli

Luisa

Kerstin
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#3 Beitrag von Kerstin » Montag 14. Februar 2005, 17:15

Liebe Luisa,

Vorerst ist es mir wichtig, meine Betroffenheit bezüglich des geschilderten Vorfalls festzuhalten. Wieder einmal bewundere ich Euren Mut, zu Euch zu stehen, denn ich gebe zu, dass es, neben anderen Aspekten, gerade auch solche Erfahrungen sind, die mich davon abhalten, meine Bedürfnisse offner und klarer sichtbar zu leben. Gleichzeitig muss ich etwas lakonisch festhalten, dass Anfeindung immer die Währung ist, für die man als Mitglied einer Avantgarde bezahlt und immer bezahlen wird.
Aber: Auch ich bezahle meinen Preis dafür, dass ich meine Empfindungen nicht bis zum letzten auslebe. Ich bezahle sie in Form des Neides, und manchmal der Verzweiflung über die fehlende Bereitschaft mich in diesem Bereich zu exponieren.
Trotz unserer Betroffenheit sollten wir versuchen, die Situation nüchtern zu betrachten und die verschiedenen Ebenen zu trennen. Du sprichst von einer Gegenkultur und ich weiss nicht so recht, ob mir dies gefallen will. Vielleicht hast Du Recht und es braucht eine Gegen-Kultur. Meinem Naturell entsprechend bin ich nicht unbedingt eine Verfechterin von Gegenkultur. Den Gegen bedeutet immer Konfrontation und damit Ausgrenzung des Anderen. Wie ich versucht habe darzustellen, gibt es dieses Andere aus meiner Sicht nicht. Die Konfrontation auf der Ebene des Setzkastens führt immer zu einer Polarisierung und Segmentierung: Hie dies, dort das. Gepeinigt sind immer diejenigen, welche dazwischen stehen. Und so denke ich lieber in den Kategorien der Öffnung. Es ist ja nicht so, dass alle Menschen, die nicht an dieser Diskussion beteiligt sind, die gleiche Meinung vertreten wie jene Jugendlichen, die Silky, Esther und Dich im Bahnhof angegriffen haben. Dies sind einzelne Ereignisse, die schmerzen, doch muss unsere Bemühung vor allem jenen gelten, für die unsere Empfindungen fremd sind. Hier besteht der Bedarf nach Erklärung. Akzeptanz können wir gewinnen, wenn es uns gelingt, diese Menschen auf eine gute Art von unserem Fühlen zu überzeugen.
Selbst bei diesen Jugendlichen und auch was die von die angetönte Homophobie anbelangt: Was sind die Gründe für ihr Verhalten? Mal abgesehen davon, dass Jugendliche oft die Erniedrigung anderer dazu benötigen, um sich selber stark zu fühlen, geht von Menschen, die anders sind als die Norm, eine starke Verunsicherung aus. Gerade Polarisierung oder Gegenkultur führt hier nicht zum Ziel. Oder fändest Du es anstrebenswert, wenn sich die Schlägertrupps der Transidenten Gegenkultur sich mit z.B. Skins auf dem Paradeplatz in Zürich eine Strassenschlacht liefern ? Mir jedenfalls würde das nicht gefallen.
Gegenkultur gefällt mir auch deshalb nicht, weil sie eine Sperrzone errichtet zwischen den Kulturen. Ich träume von einer Gesellschaft, in der es uns möglich ist, das unterschiedlich starke Weibliche in uns zu leben. Dies ist zu allererst eine Aufgabe der Selbstfindung und dann die Aufgabe dieses Selbst den Anderen glaubwürdig zu vermitteln. Gerade diese Schritte sind nicht Schritte des Gegeneinander, sondern Schritte des Miteinander und es sind Schritte, in den wir uns mit uns selber und unserer Umgebung konstruktiv auseinandersetzen müssen.

Was nun die Positionierung anbelangt, denke ich, dass eine klare Separation nicht möglich ist. Sie ist deshalb nicht möglich, weil sehr viele von uns einerseits mit dem Thema TS beschäftigt sind, andererseits sich mit anderen Themen befassen. So hat zum Beispiel meine Frau auf Deine homepage http://www.lusia.net gefunden, und den Zusammenhang zwischen TS auf der einen Seite und Bondage und Deinen geschilderten Sub Beziehungen auf der andern Seite genau so wahr genommen, wie Du es für anderes schilderst: sexualisiert. Vorgänig hatte ich gerade versucht, ihr zu erklären, dass meine Empfindungen mit mir als Menschen viel mehr zu tun haben, als mit meiner Sexualität. Und dass dies bezüglich TS eigentlich grundsätzlich so zu sehen sei. In diesem Fall hat sich die durch Dich praktizierte Vermengung von TS und BDSM negativ auf meine Bemühungen ausgewirkt, meiner Frau zu erklären, was ich empfinde. Nicht alle, die mit dem Thema TS beschäftigt sind, gehen so locker mit dem Thema BDSM um wie Du. Aber vielleicht braucht es die gleiche Toleranz auch von Dir gegenüber der von Dir erwähnten Gummiangie.

Und wieso sollte es denn für unser Thema schädlich sein, wenn in der Zeitung steht, dass Nadja (ich nehme an Du meinst Nadja Brönimann) Probleme mit dem Sex hat ? OK man kann sich darüber streiten, ob private Themen in der Öffentlichkeit ausgebreitet werden sollen. Das ist aber ihr eigenes Bier. Aber gerade die Coverage von Nadja hat wahrscheinlich zu einem positiveren Bild des Themas TS beigetragen. Auch in diesem Fall: welche Botschaften sind denn dahinter ?
1.Nadja will als Frau leben. Genau die Kernaussage
2.Nadja wünscht sich Sex. Sehr menschlich
3.Nadja hat Probleme mit Sex.

Da kann sich manche Frau sehr gut hineinfühlen ;-) Ausserdem: Anlass, über die doch nicht ganz unproblematische operative Anpassung zu sprechen: Transparente Kommunikation.
Daneben hat Nadja eine gute persönliche Ausstrahlung, die genau das rüberbringt, worum es geht: TS sind normale Menschen.

Was sexualisierte TS/TV im Netz anbelangt, würde ich mich nicht so echauffieren. Das Internet ist ja gottseidank im Gegensatz zum Fernsehen und zu den Zeitungen ein pull - Medium, kein push - Medium. Es werden also vor allem jene Leute diese Angebote finden, die sich dafür interessieren. Also, was soll´s ?

Anders die Push Medien, die also dadurch gekennzeichnet sind, dass sie uns Informationen ungefragt auftischen. Da bin ich absolut mit Dir einig, dass hier Aufklärungsarbeit notwendig ist. Nur erreicht man hier nichts durch Konfrontation. Der Moloch will gefüttert werden. Aber: ganz anders als Du es siehst, glaube ich nicht, dass sexualisierte Inhalte hier besonders wichtig sind. Wichtig ist die authentische Story über ein menschliches Schicksal. Hier können TS viel von den Schwulen lernen, gibt es doch heute Zeitschriften, die könnte man schon fast als schwule Hauspostillen bezeichnen. Das ist mustergültige PR-Arbeit und genau dies müssten wir auch leisten. Also: lasst doch von Euch Homestorys in der Schweizer Illustrierten machen. Bringt Leute dazu über das Thema zu schreiben, womöglich sachlichkorrekt und menschlich, macht Euch auf positive Weise bekannt (wie wäre es z.B. mit einem Buch mit Kurzgeschichten zum Thema, die einmal über die Sexualisierung hinausgehen, die eine Auseinandersetzung mit dem Thema an sich sind ?).

Sich jedoch mokieren über die Anderen, sexualisierten, bringt genau den gegenteiligen Effekt. Wahrgenommen wird nämlich immer die negative Botschaft: Wenn Du sagst: ich bin anders, kommt nicht die Frage Wie ?, es kommt meist die Frage: Anders als Was? Ein klassischer Knieschuss mit blutigem Abgang.

Also: cool bleiben und möglichst nüchtern, objektiv und vor allem menschlich informieren.

Herzlich

Kerstin

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#4 Beitrag von Luisa » Montag 14. Februar 2005, 17:19

Morgen Kerstin

Ich frage mich ob hier in Bezug auf unsere Eigenidentität und Identitätsfindung überhaupt eine sachlich nüchterne Betrachtung des Umfeldes und uns in diesem Umfeld überhaupt möglich ist. Um dies zu leben was ich heute lebe bedingte es eine radikale Ausgrenzung meiner selbst aus dem Gefüge Gesellschaft um mich wieder zu finden in diesem Gefüge Gesellschaft. Ich musste zur Erkenntnis gelangen das ich und mein Leben höhere Priorität haben gegenüber einer relativ trägen Masse die etwelche Bilder in sich trägt. So betrachtet ein Rückzug um ein stückweit ich selbst zu sein um dies wiederum nach aussen vertreten zu können.

Ich bin dessen überzeugt dass es unser beiden Haltungen bedarf um Fortschritt zu bewirken doch vielleicht werde ich das Glück haben, oder mir das Glück schaffen, ein realisierteres Leben zu leben. Das auch ich meinen Preis dafür zahle liegt auf der Hand letztlich den Preis der Einsamkeit. Ein realisiertes Leben heisst immer auch eine grosse Portion Egoismus zu beanspruchen eine Haltung die Polarisiert.

Sorry, das die Luisa.net Seite eher ein Negativbild bei Deiner Frau hinterliess. Da könnten sich die Geister über die Definition Sex doch noch streiten. Ich persönlich finde das meine Seiten viel Erotik beinhalten, doch nicht die Spur von Sex.
Und doch kann diese Seite schockieren und polarisieren. Ich stelle einen Anspruch auf Freiheit den viele Menschen vielleicht nicht verstehen wollen oder können weil da viel Neid mitschwingt und viele verborgene Tabus solch avantgardistische Freiheitsgedanken abblocken.

Ich war in gewissen masse ein privilegiertes 68er Kind das vom klein auf, in mitten Haschrauch und geilen Blues, einen dazumal weiten Begriff der sozialen und kulturellen Freiheit leben konnte.
So habe ich das gemacht was ich konnte nämlich meistens was mir passte und dies kommt heute klar auf der Website zum Vorschein.

Zurück zum Begriff Gegenkultur. Ich verstehe unter Gegenkultur keineswegs die permanente Bekämpfung anderer Ideale und Lebensformen, da würde auch mir schlicht die Energie fehlen. Ich betrachte Individualität als eine Stärke eine kritikwürdige Stärke.
So gibt in dieser TG-Welt eine Vielzahl von verschiedensten Strömungen und Idealen, ich werde es mir nicht nehmen lassen diese Bewegungen zu kritisieren wie auch ich Kritik ausgesetzt bin. Doch agieren bringt weiter einerseits um mich als Person selber wieder zu erkennen und anderseits um zu Bewegen, was mir sichtlich Spass macht. Vielfalt sei die Tatsache das alles enorm verwinkelt ist und doch so klein und übersichtlich.<br>So etwa hat mich die Gummiangie nicht nur bei Teletransi genervt nein sie war auch 1 Jahr lang Luisas Mitbewohnerin. So ergibt sich in der Vielfalt die Stärke. Meine Identität definiert sich letztlich anhand von dem was ich will respektive von dem was ich nicht will, ein Egoistischer Faktor. Sich definieren, festlegen, sich sein kann auch Ausgrenzung bedeuten. Ich habe mich dafür entschieden zu leben kurz und punkt. Was Du da auf http://www.luisa.net wieder findest ist mein Ich das weder in eine Schweizerillustrierte noch in eine schwule Hauspostille passt, je passen würde, und doch sei meine Seite offen für alle Interessierten die sich hier ein Bild meiner Person zu machen wollen.

Jede gesellschaftliche Veränderung bedarf Menschen die eine gewisse Radikalität an den Tag legen, wie es auch jene Menschen braucht, wie dich, die eine Kompromissform anstreben. So bedingt auch individuelle Veränderung beider Komponenten. Polarisieren heisst auch Widerfinden. So bin ich dessen überzeugt dass erst eine klare Haltung meiner Wünsche und Vorstellungen mir gegenüber, Anderes sichtbar macht.

Küssli

Luisa
Re: Der Schlüssel zum Setzkasten liegt in uns

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