Transgender Remembrance Day Statement

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ZeroPassing
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Transgender Remembrance Day Statement

#1 Beitrag von ZeroPassing » Donnerstag 20. November 2014, 21:32

Heute ist der internationale “Transgender Day of Remembrance”.

Im letzten Jahr haben wir eine Gedenkveranstaltung dazu gemacht, da es keine andere in Berlin gab an dem Tag und auch in diesem Jahr gibt es keine, obwohl es hier zig, vielleicht hunderte Vereine, Gruppen und sogar staatlich geförderte Einrichtungen gibt, die mit den Modelabeln “trans*”, “Transgender” und “transsexuell” hausieren gehen, weil sich damit gerade, besonders in der Linken, Beachtung und Unterstützung einheimsen lässt.

Wir finden es bedauerlich, dass dem Gedenken an Menschen, die aufgrund des verbreiteten Glaubens, ein Mensch, der mit einem Penis geboren sei, sei immer (biologisch) männlich und ein Mensch mit einem Genital, dass geburtlich als “Vagina” interpretiert wurde, immer “weiblich” sei, etwas anderes gebe es nicht oder wenn, dann sei das problematisch, und den daraus logisch folgenden gesellschaftlichen Konsequenzen Opfer von Gewalt, egal ob sexistisch oder körperhierarchisch motiviert, wurden, in Deutschland niemand öffentlich nachkommt, obwohl manche Vereine massenweise Geld vom Staat als “Interessensvertretung” einkassieren und auch andere Gruppierungen sich als “Sprachrohr” aufspielen.

Es ist an Tagen wie diesem deutlich ersichtlich, was die wahren Gründe und Motivationen sind von solchen Gruppen und “Interessensvertretungen”.

Auch wenn wir explizit darauf hinweisen, dass wir es bedenklich, ja, scheiße finden, wenn eine Frau, die Opfer von Gewalt wurde, wegen ihres Körpers ungefragt als “Transfrau” oder “transgender woman” präsentiert wird, weil das unserer Meinung nach genau das Denken stabilisiert, das wahrscheinlich dieser Gewalt vorrausging, finden wir es noch schlimmer, wenn Opfern von transphober, dragphober genitalistischer oder sexistischer Gewalt überhaupt keine öffentliche Beachtung geschenkt wird.

Da wir selber nur eine kleine Gruppe sind und alle eigene Probleme und Kämpfe haben, die uns oft alle Kraft rauben, um am politischen Geschehen in Berlin und sonstwo teilzuhaben, haben wir in diesem Jahr keine eigene Veranstaltung angemeldet, aber dennoch möchten wir unsere Trauer und Wut über alle Hassverbrechen, Selbstmorde und sonstigen Tragödien, die weltweit wegen überall vorherrschender sexistischer, genitalistischer und körperhierarchischer Zustände geschehen und vielen Menschen tagtäglich die Luft zum atmen rauben.

Gleichzeitig möchten wir auch darauf hinweisen, dass alle Staaten, in denen diese lebensvernichtenden Tragödien geschehen, bis heute ihre Verantwortung dafür abstreiten, ihre Rollen bezüglich der Verbreitung und Festigung körperhierarchischer und sexistischer Denkweisen und Wertsysteme kaschieren und sich inzwischen dreisterweise oft sogar als demokratische und Diskriminierung ächtende Instanzen, die uns unterstützen würden, aufspielen.

Dieses geheuchelte Selbstverständnis von Staaten ist unserer Meinung nach nicht nur verlogen, sondern schlichtweg ein weiteres Verbrechen uns gegenüber als Menschen, die z.B. noch vor 20 Jahren in Deutschland durch homosexuellenfeindlich motivierte Gesetze (§175 & Co), Psychiatrisierungsmaßnahmen und ähnliche lebensbedrohliche Schikanen einhergehend mit dem Entzug all unserer Lebensgrundlagen verfolgt, z.T. eingesperrt und auf viele Weisen diskriminiert, gemobbt und erniedrigt wurden, was sich bis heute teilweise weiterhin durch z.B. pathologisierende und von Staaten mitgetragene Diagnosen (F64.0 etc.), Gesetze (“Transsexuellengesetz”, Geschlechtseintrag, etc.) und öffentliche Schikane (Presseartikel, staatliche “Aufklärungsbroschüren”, Hetze durch diskriminierende Etikettierungen und Definitionen in Schulen, Unis und sonstigen Bildungseinrichtung) fortsetzt.

Genau deshalb raten wir unabhängigen emanzipatorischen Gruppen und unter jener Diskriminierung leidenden, die Rollen und Verantwortlichkeiten von Staaten und staatlichen Einrichtungen (besonders auch der Polizei, Unis und gesundheitlicher Einrichtungen) in Bezug auf diese Diskriminierungen einmal genauer anzuschauen und dann zu überprüfen, ob es sich wirklich anbietet, ausgerechnet mit Hilfe oder unter Benutzung staatlicher Mittel und Organe (z,B. Presserat, Gerichte, Petitionen) politische und gesellschaftliche Änderungen herbei zu führen oder ob es nicht vielleicht doch näher liegt, diese zu boykottieren, weil man sonst den Teufel mit dem Beelzebub austreiben könnte.

Außerdem wünschen wir allen weltweiten Demos und sonstigen Veranstaltungen zum “Tdor” ein gutes Gelingen und möchten aller Opfer transphober, sexistischer und genitalistischer Gewalt gedenken, sei diese Gewalt nun direkter oder struktureller Art.

Mehr über den Tdor: http://tdor.info/

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http://antigenitalistischeoffensive2013 ... -statement
two biological sexes = one manmade lie
http://antigenitalistischeoffensive2013.tumblr.com/

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