Redebeitrag AGO zur Kundgebung gegen das Gutachterverfahren

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ZeroPassing
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Redebeitrag AGO zur Kundgebung gegen das Gutachterverfahren

#1 Beitrag von ZeroPassing » Montag 2. Juni 2014, 15:56

Liebe Leute,

wir stehen heute hier neben dem Bundesministerium für Inneres, weil wir der Regierung und dem Rest der mit für
diese Regierung verantwortlichen Gesellschaft zeigen wollen, dass wir die Nase voll haben von ihrer
diskriminierenden Praxis im Umgang mit Geschlecht und ihrem Transsexuellengesetz! Schafft endlich das TSG-Gutachterverfahren ab!!

Hört auf uns Geschlechter zuzuweisen, nur weil ihr glaubt, man könnte an den Genitalien eines Lebewesens erkennen, welches Geschlecht jemand hat. Schluss mit den körperhierarchischen Lügen –

Genitalismus, also der Glaube, dass jeder Mensch mit einem Penis ein Mann ist und jeder Mensch mit einem Genital, das die meisten hier und heute als Muschi sehen und interpretieren würden, dieser Glaube, dieses System, den wir als Genitalismus bezeichnen, ist kein naturgegebenes Modell, sondern ein menschliches Konstrukt, das auch in Deutschland zu tagtäglicher Gewalt, zu Ausgrenzung, Hass, Stigmatisierung, Selbstmorden und Gewaltverbrechen führt. Und wir fordern hier und jetzt eine sofortige Abschaffung des TSG-Gutachterverfahrens!!

Niemand braucht eure sogenannten Transexuellengesetze – niemand hier will eure repressiven und biologistischen Geschlechtszuweisungen, verpisst euch mit eurem TSG, schickt die Gutachter dahin, wohin sie gehören – in die Arbeitslosigkeit oder an einen Ort, wo sie sich für all ihre sexuellen Nötigungen und sonstige Schikane gegenüber uns zu verantworten haben!!

Weg mit dem Gutachterverfahren!! Weg mit dem Transsexuellengesetz!!! Damit wir leben können und die Gesellschaft endlich von ihrer sexistischen und körperfaschistischen Prägung abkommen kann, die sie hat, weil diese Gesetze und die dahinterstehende Sichtweise staatlich verordneten Genitalismus, staatlich verordnete Transphobie und auch staatlich verordnete Homophobie bedeutet!

Das Transsexuellengesetz, sowie der geburtliche Geschlechtseintrag, den diese Stelle hier mit zu verantworten hat, da genau das in ihrem Geltungsbereich liegt, sind gesetzliche Vorschriften, die, das kann man nicht oft genug sagen, mal direkt, mal indirekt zu Gewalt, Ausgrenzung, Stigmatisierung, Vorurteilen und Hierarchien führen.

1980 trat das von staatlicher Panik vor legalen Homoehen geprägte Transsexuellengesetz in Deutschland in Kraft, es galt damals sogar als fortschrittlich, dieses Gesetz, das von Sexismus, Geschlechtsnormierung und biologistischen Menschen- und Gesellschaftsbildern nur so strotzt, gilt auch heute noch und es konnte nur teilweise durch Klagen bis zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe einzelner von diesem Gesetz Betroffener überhaupt teilweise verändert oder eingeschränkt werden.

Seit 1980 gibt es immer wieder Klagen, bei der UN, vor Gerichten, Schattenberichte, Demos wie diese, öffentliche Darstellungen der durch dieses Gesetz geschaffenen Gewalt und Stigmatisierung von Menschen, denen ein falsches Geschlecht zugewiesen wird und die dann durch Behörden, RichterInnen, am Ende PsychotherapeutInnen und GutachterInnen schikaniert und diskriminiert werden.
Seit 1980 gibt es lauten und leisen Protest gegen die Zumutung, dass Menschen, die ihren Geschlechtseintrag oder ihren zugewiesenen Vornamen ändern wollen, sich auf eine menschenverachtende Weise begutachten und schikanieren lassen müssen, es gibt zahlreiche Berichte über sexuelle Nötigungen, Selbstmorde in direkter Verbindung mit dem Gutachterverfahren und andere Taten, die eine direkte Folge des Gutachterverfahrens sind und dennoch ändert die Regierung nichts daran, was soll das?

Wann wird endlich zugegeben, dass das deutsche Transsexuellengesetz nichts weiter als ein körpernormierendes, aus Homophobie, Lobbyarbeit und menschenverachtenden Weltanschauungen entstandenes Gesetzsystem ist, das schon zahlreiche Menschenleben gekostet und beeiträchtigt hat? Wieviele Berichte über gutachterliche Gewalt, Selbstmorde und den Zusammenhang von der Zuweisung eines falschen Geschlechts und genitalistischer Gewalt braucht ihr noch, bis ihr da im Bundesministerium des Innern endlich zugebt, dass das Gutachterverfahren ein reines Schikaneverfahren zur öffentlichen Stigmatisierung und Einschüchterung falsch zugewiesener Männer und Frauen sowie aller Transpersonen, die deutschen Gesetzen unterstellt sind, darstellt?

Für alle, die keine Ahnung davon haben, was das Gutachterverfahren nach dem deutschen Transsexuellengesetz bedeutet, möchte ich jetzt ein paar erklärende Sätze sagen. Jeder Mensch, der nach deutschem Recht seinen Geschlechtseintrag oder den bei Geburt zugewiesenen Vornamen
ändern möchte, ist verpflichtet, sich nach der Abgabe eines Antrages und dem Nachweis, sich, wie in diesem hässlichen Schikanegesetz geschrieben steht, ich zitiere „seit mindestens 3 Jahren dem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen“, von zwei sogenannten Fachexperten begutachten, das heißt u.a. oft sich von rein psychotherapeutisch ausgebildeten Menschen körperlich untersuchen lassen, manchmal fotografieren und fast immer, den eigenen Körper beurteilen und beschreiben lassen zu müssen, Geld für diese vom Staat aufgezwungene Begutachtung auszugeben, oft tausende von Euros und sich selber als geschlechtsidentitätsgestört, das heißt psychisch krank und als Mann, der eine Frau sein will oder Frau, die ein Mann werden will, zu bezeichnen.

Man soll also einige Tausend Euro ausgeben, jahrelange Wartezeiten in Kauf nehmen, sich selbst für verrückt erklären lassen, sagen, man sei etwas, das man nicht ist, sich begrabschen lassen, diskriminieren lassen, den Körper von andere bewerten lassen und sich Regeln, wie man lebt aufzwingen lassen, nur weil die deutsche Regierung, insbesondere das deutsche Ministerium für Inneres es nicht hingekommen, anzuerkennen, dass es Frauen gibt, die mit Penissen geboren werden und Männer, die mit Muschis geboren werden und die deswegen NICHT psychisch krank, auch keine Geschlechtswechsler und Hilfs- und Schikanebedürftigen sind? Was läuft da schief? Wer hat hier kopfmäßig Probleme und ist durch irgendwelches Denken beeinträchtigt, wir oder ihr vom Bundesministerium des Innern??

Das sogenannte von dieser Regierung, dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe und allen Regierungen zuvor vehement verteidigte Transsexuellengesetz, sieht dann also vor, dass man sich vor zwei Gutachtern zu verantworten hat, warum man denn den Geschlechtseintrag ändern lassen muss, das heißt konkret, man wird ausgefragt über das eigene Leben, die eigene Sexualität, Gewalt, ob und wie man diskriminiert wird, wie sich das anfühlt, ob man an Selbstmord denkt, wie die eigene Kindheit war, wie man sich in Kleidung des eigenen Geschlechts fühlt, was man träumt und mit wem man wann gerne schläft, warum verdammt sind solche Fragen überhaupt erlaubt für eine Sache, die als allgemeines Grund- und Menschenrecht gilt, nämlich die Anerkennung im eigenen Geschlecht?

Warum gibt es überhaupt in diesem Land und anderswo nur die Geschlechter Mann oder Frau zur Auswahl, warum sind andere Geschlechter verboten, werden weder respektiert noch als überhaupt existent behandelt in euren beschissenen Gesetzen, Gesetzestexten und eurer ganzen Geschlechter- und sonstigen Propaganda?

Zurück zum Transsexuellengesetz: Neben den Offenbarungen, meistens notwendigen Lügen über das eigene Leben, die eigene Sexualität und die eigenen Erfahrungen mit durch Gesetze verstärkte gesellschaftliche Gewalt und Stigmatisierung vor wildfremden, oft transphoben, sexistisch, genitalistisch und/oder shemalefetischistisch veranlagten Leuten, die sich Gutachter, bzw. Fachexperten nennen, der Zahlung eines hohen, meist vierstelligen Geldbetrages sowie dem Inkauf nehmen eines jahrelangen Zustandes der Rechtlosigkeit, des völligen Nichtschutzes vor geschlechtlicher Diskriminierung, Schikane und Fehlzuweisung, gebietet das deutsche Transsexuellengesetz in seinem Gutachterverfahren zusätzlich körperliche Untersuchungen, Kleidervorschriften im Alltag, die dort als Alltagstest verharmlost werden und allerlei Zwänge zu stereotypem Verhalten, stereotypen und realitätsfernen Selbstbeschreibungen und dann notwendigen Lügengeschichten, allermeistens auch den Zwang, sich körperlichen Veränderungen zu unterziehen, die man vielleicht überhaupt garnicht möchte.

Lasst euch das einfach mal auf der Zunge zergehen: Du lebst in einem Land, das behauptet, jeder Mensch würde hier in seinem eigenen Geschlecht respektiert. Jeder Mensch hätte hier das Recht, im eigenen Geschlecht anerkannt zu sein, er könne zur Not den Geschlechtseintrag ändern und alles wäre gut. Ein Land, in dem die Regierung behauptet, sie würde Diskriminierungen, Schikane und Sexismus bekämpfen oder hätte überhaupt verstanden, was das ist.

Genau diese Regierung in diesem Land weigert sich dann, Menschen in ihrem Geschlecht anzuerkennen, weil sie ihnen anhand ihrer Genitalien ein Geschlecht zuweist und sich dann die Ohren zuhält, gerade auch bei Beschreibungen der damit verbundenen Gewalt und Ausgrenzung. Sie schikaniert die Menschen durch einschränkende und diskriminierende Gesetze und verbietet ihnen, über sich selbst zu bestimmen, drängt ihnen Menschen auf, die dann Machtspiele mit ihnen spielen, sie sexuell nötigen und das in einer Weise, in der sonst nur Sexualstraftäter in Sicherheitsverwahrung behandelt werden, nämlich durch doppelte Begutachtung, warum nochmal? Genau, weil die Menschen ihr Menschenrecht gültig machen wollten. Das Recht auf Anerkennung im eigenen Geschlecht.

Dieselbe Regierung behauptet weiterhin, dass es nur die Geschlechter Mann und Frau gibt und es rechtmäßig, demokratisch und sittlich wäre, alle Menschen zu zwingen, sich entweder als Mann oder als Frau zuweisen und behandeln zu lassen und bei einer Änderung auch noch viel Geld auszugeben, jahrelang zu warten und Schikane ausgesetzt zu sein und sich von zwei Leuten schikanieren, vielleicht sexuell nötigen zu lassen, bis Ewigkeiten später ein Gericht einen Bescheid über einen angeblichen Geschlechtswechsel mit widerlichen, diskriminierenden Beschreibungen des eigenen Körpers, der Lebensweise und biographischer Daten schickt und sich dabei als rechtschaffend aufspielt.

Was, ihr Leute da im Bundesministerium des Innern, bildet ihr euch eigentlich ein? Ihr miesen menschenverachtenden Schreibtischtäter, ihr sexistischen und genitalistischen Menschenschikanierer, habt ihr überhaupt irgendeine Ahnung, was ihr da macht mit euren Gesetzen und warum das sein soll? Seit ihr Sadisten, Faschisten, dumme Ignoranten oder gleich alles davon zusammen?

Ich lese mal ein paar Sätze aus einem Menschenrechtsbericht über eine Begutachtung nach deutschem Recht vor,
es ist die Schilderung einer Gutachtenssitzung von seiten einer falsch zugewiesenen Frau:

Er drängte mich dazu zuzustimmen, dass mir verschiedene homosexuelle Sexualpraktiken, die er genau beschrieb, gut täten, während ich mit ihm alleine im
Zimmer war. Unter anderem meinte er, ich müsste dringend mal einem Mann einen
blasen, um mir meiner Identität bewusst zu werden.
Und Analsex wäre ebenfalls
sehr wichtig, egal, ob ich darauf stehe oder nicht.
Es wäre nur wichtig für mich, das
einmal gemacht zu haben
dann wüsste ich, ob ich wirklich transsexuell wäre
Da er mir dies empfahl während ich alleine mit ihm im Zimmer war und er mich
zwang, diesem zuzustimmen (sonst hätte ich kein positives Gutachten erhalten), war
ich hinterher völlig traumatisiert.

„Was hat er aus mir gemacht?
Was steht über
mich in meinem Gutachten?

Etwa 2 Wochen lang überlegte ich mir, ob ich mir nicht
das Leben nehmen sollte, bis mir jemand half, dieses Trauma zu überwinden.

Eine andere Schilderung aus dem selben Menschenrechtsbericht, diesmal geht es um ein Gutachten zur
Namens- und Personenstandsänderung von einem falsch zugewiesenen Mann:

"Zuerst einmal fing es damit an, dass er mich nicht mit männlicher Form anreden
wollte,” … “Schließlich kam dann nach knapp 2 Stunden Gespräch die Ankündigung,
dass er mich nun körperlich untersuchen müsse. Ich fragte ihn, ob ich mich dabei
ganz ausziehen muss und wenn es um die Feststellung geht, dass mein biologischer
Körper weiblich ist, ob es da nicht sinnvoller wäre, einen Gynäkologen
hinzuzuziehen. Er erwiderte, dass ich das sowieso zusätzlich noch machen müsse,
[…]. Er müsse mich auch körperlich untersuchen, das sei so gefordert. Wenn er das
nicht machen kann, könne er kein Gutachten schreiben. Also habe ich mich in mein
Schicksal ergeben […] Dann sagte er, dass bei der Untersuchung einer Frau [!!!] eine
weitere Frau im Zimmer sein müsse und holte […] seine Sekretärin in das
Untersuchungszimmer.”…”Schließlich kam dann der Punkt, wo ich mich ganz
ausziehen musste. er betrachtete mich dann in der Frontalansicht […] damit er
meine Scham frontal ohne Einschräkung sehen konnte. Danach konnte ich mich dann
wieder anziehen und das ganze war beendet.”

Und eine weitere, von einer Frau:

“Ich musste nackt durch das Zimmer laufen und wurde dabei auf Video
aufgenommen. Dies sei unumgänglich, er könne sonst kein Gutachten erstellen. Beim
zweiten Gutachten wurde mein Penis geknetet und ich gefragt, ob er denn noch hart
würde. Beim dritten Gutachten wurde ich gefragt, ob er die Vorhaut einige male hin
und her bewegen dürfe.”

Die hier beschriebenen Gutachtenssitzungen sind nur möglich, weil der Staat bis heute vorschreibt, dass falsch
zugewiesene Männer und Frauen ihren Vornamen und Geschlechtseintrag nur ändern dürfen, wenn sie dem auferlegten Zwang,
sich einer mehrjärhrigen Psychotherapie, allermeistens körperverändernden Maßnahmen und diesen sogenannten Gutachten
zu unterziehen, nachgekommen sind. Tun sie das nicht, dann haben sie keinerlei Ansprüche, irgendwie in ihrem Geschlecht
respektiert zu sein. Sie haben dann keinerlei rechtlichen Schutz vor Diskriminierung und Fremdzuweisung sowie die Pflicht, sich als zu dem Geschlecht zugehörig zu verhalten und auszuweisen, dem sie nicht angehören, beispielsweise müssen sie die falsche Toilette benutzen, was besonders für Frauen, die man so zur Benutzung von Männertoiletten zwingt, gefährlich ist. Sie können geschlechtsspezifische Angebote und Räume, geschlechtsspezifischen Schutz z.B. vor Diskriminierung sehr oft nicht nutzen, stattdessen zwingt man sie, sich im falschen Geschlecht anreden und behandeln zu lassen.
Nicht selten machen Menschen, deren Geschlecht, nicht, noch nicht oder nur durch einen nachträglich akzeptierten passenden Vornamen anerkannt wurde, Ausgrenzungserfahrungen, egal ob in Banken, bei Polizeikontrollen, in Sportvereinen, im Internet,
im Beruf, an der Schule oder Uni, beim Zahlen mit Karte, in Geschäften mit Frauen und Männerabteilung, auf Parties mit geschlechtsspezifischen Eintrittspreisen, beim Arzt, in therapeutischen Einrichtungen, an Grenzkontrollen. beim Arbeitsamt oder in sonstigen Ämtern, ständig, spätestens wenn es um den Ausweis geht, wird man dann oft achselzuckend diskrimiert, verspottet, wie ein Freak behandelt und bekommt Dinge zu hören wie: “Da kann man halt nichts machen, hier steht Herr oder Frau soundso.”

Für viele falsch zugewiesenen Frauen oder Männer ist es ebensowichtig, als Frauen oder Männer akzeptiert, behandelt
und gesehen zu werden, wie es für andere von uns wichtig ist, als Transgender, als Hermaphrodit, Genderqueer oder noch
etwas anderes gesehen und behandelt zu werden.
Es wird jetzt also hauptsächlich um Frauen und Männer gehen, die bei der Geburt dem falschen Geschlecht zugewiesen wurden.

Viele von uns und ich gehöre dazu, haben weder ihr Geschlecht gewechselt, noch jemals den Wunsch verspürt, irgendeinem Geschlecht anzugehören.
Wir sind und waren einfach die, die wir sind, haben uns das nicht ausgesucht, noch haben wir je dem Geschlecht angehört, dem man uns fälschlicherweise bei der
Geburt zugeordnet hat. Man hat uns falsch zugewiesen, uns mit struktureller, oft auch physischer Gewalt und das allermeistens von Kleinauf
gezwungen, eine Geschlechtsrolle zu spielen. Wir sollten rund um die Uhr eine Persönlichkeit spielen, die nicht unsere eigene ist, man hat uns von Kleinauf das Recht genommen über unsere Kleidung, unser Verhalten, unsere Hobbies, Interessen, Freundinnen und Freunde sehr oft sogar darüber, wie und mit wem wir wie Sex haben zu entscheiden. Und bis heute werden wir weltweit von allen Staaten und der Medizin gezwungen, uns als psychisch krank und als zu dem
Geschlecht zugehörig, dem wir nicht angehören, zu bekennen, wenn wir jemals unser eigentlich sonst ziemlich jeder und jedem gegebenes Recht, im
eigenen Geschlecht anerkannt und respektiert zu werden, geltend machen wollen.

Man entmündigt uns, behauptet, wir seien nicht fähig über uns selbst zu entscheiden, über unsere Körper zu entscheiden und darüber welches von zwei
vorgegeben Geschlechtern zu uns passt. Man verspottet uns. Man grenzt uns aus und misshandelt uns. Statt anzuerkennen, dass wir sind was wir sind und dass die Form eines Genital einfach nicht immer ausschlaggebend dafür ist, wie und was ein Mensch ist, kann und will, stattdessen betreiben sie Ideologien,
die sie Wissenschaften nennen, von denen sie uns, die sogenannten normabweichenden Forschungsobjekte ausschließen, mit dem Ziel, ihre Macht über uns
und die Legalität unserer staatlichen und medizinischen Ausgrenzung und Benachteiligung aufrechtzuerhalten. Was sie davon haben? Und wer sie sind?
Ihr wisst vielleicht, dass man mit Patienten gutes Geld machen kann. Egal ob man ihnen eine Therapie andreht, ihnen Medikamente verschreibt, ihnen einredet, dass sie unbedingt operiert werden müssen oder ob man ihnen Geld für Gutachten abnimmt oder ihren Krankenkassen, jedenfalls lässt sich mit
Kranken mehr Geld verdienen als mit Gesunden. Du fällst durch unangepasstes Verhalten auf, dann bist du krank. Du brauchst Medikamente. Und Therapie.
Du denkst eigenständig und eckst damit an. Also bist du krank. Du siehst anders aus als die anderen. Du bist krank. Du schläfst, wenn andere wach sind.
Du bist krank. Du bist mit Genitalien oder Chromosomen geboren, die wir nicht eindeutig einem Mann oder einer Frau zuordnen können. Sofort operieren!
Wir haben dich zur Frau erklärt und du sagst, du bist ein Mann? Verhältst dich so? Therapie und operieren sind das mindeste! Selbstentscheiden? Auf keinen
Fall. Wer krank ist, kann nicht über sich selbst entscheiden, das wäre unverantwortlich. Behaupten diese Leute, die uns zu Kranken abstempeln.

Genau diese Leute, die von dieser Pathologisierung, Stigmatisierung und Bevormundung beruflich profitieren, haben dem Staat und uns 1980 und bis heute das deutsche Transsexuellengesetz aufdiktiert, genau diese Leute sitzen als einzigst voll Mitspracheberechtigte in Überzahl in allen Entscheidungsgremien, Ethikräten, Fachräten und Kommissionen und genau diese Lobby ist es, der der Staat die Entscheidung, wer welches Geschlecht hat, haben darf oder eben diskriminiert, schikaniert, entrechtet werden soll, überträgt.

Es ist Zeit aufzuwachen!
Weg mit der sexologischen Genderlobby – weg mit dem stereotypen genitalistischen Geschlechtermodell, das der Staat uns allen tagtäglich aufzwingt – weg mit normierenden Schikanegesetzen, Verordnungen und Mobbingverfahren – weg mit dem verdammten Gutachterverfahren,
weg mit dem Transsexuellengesetz – weg ,mit dem geburtlichen Geschlechtseintrag – all das braucht kein Mensch!!

Wir stehen heute hier, um unser Recht auf Anerkennung im eigenen Geschlecht einzufordern, nicht um euch um Toleranz anzubetteln, sondern um zu schreien, dass ihr uns unsere Menschenwürde, unser Recht auf Gleichheit, Akzeptanz im eigenen Geschlecht, auf ein menschenwürdiges Recht und die Möglichkeit, ohne unter sexistischer und genitalistischer Staatpropaganda aufgewachsene Menschen und deren logischerweise dann resultierende alltägliche genitalistische und sexistische Gewalt gemobbt, genötigt, ausgegrenzt und verfolgt, ausgelacht, ausgenutzt und als Männer die Frauen sein wollen oder Frauen die Männer sein wollen, als Geschlechtswechsler verhöhnt und zugewiesen zu werden, dass ihr uns all diese Rechte und Möglichkeiten zurückgeben sollt!!!

Der jetzige Zustand, in dem wir leben, die jetzige tägliche Gewalt, der vorherrschende Sexismus, die Sonderrolle, Exotisierung und Stigmatisierung von Männern mit Vaginas und Frauen mit Penissen, von anderen Geschlechtern, die Ablehung, ständige Diskriminierung, die Selbstmorde und Überfälle sind und waren eine direkte logische Folge der Gesetzeslage, die die deutsche Regierung wie auch das Bundesministerium des Innern zu verantworten haben!

Und diesen Zustand werden wir nicht länger hinnehmen!!!
Weg mit dem deutschen Transsexuellengesetz! Weg mit dem Gutachterverfahren!! Weg mit dem Geschlechtseintrag!! Sofort!!!

Wir stehen hier für eine sofortige Streichung des Transsexuellengesetzes, für eine jederzeit mögliche Änderung des Geschlechtseintrags in jedwedes Geschlecht, das die antragstellende Person angibt oder noch besser gleich eine sofortige Streichung aller Geschlechtsangaben in Dokumenten, Pässen und Daten, für eine Aufarbeitung des deutschen Unrechts gegenüber falsch zugewiesenen Menschen, aller gerichtlich angeordneten Folter, der nazimäßigen Sterilisationszwangsgesetze bis 2011, der gewaltschürenden diskriminierenden Paragraphen im TSG, der schikanierenden Forderungen und zahlreichen sexuellen Gewaltfälle durch Gutachter – wo bleibt die verdammte Entschädigung, wo das Schmerzensgeld? Wo bleibt die Anerkennung, wo bleibt die Entschuldigung und die Zugabe, dass ihr da im Bundesminsterium des Innern Scheiße gebaut habt und Menschenleben zerstört habt?

Für eine Aufarbeitung des ganzen Folter und Menschenschinderei durch das Transsexuellengesetz und all der anderen menschenverachtenden Verordnungen – weg mit dem Gutachterfahren, her mit der Verantwortung – Schluss mit der Menschenschinderei!! Alle Gutachter sind Verbrecher und alle am Transsexuellengesetz beteiligten sollen – shame on you!! Das war meine Rede, informiert euch einfach, demonstriert, protestiert, zeigt eure Wut und Empörung über die staatliche Schikane und lasst euch nicht länger unterdrücken,

Wir sind die Antigenitalistische Offensive, wir sind gegen Geschlechterklischees, gegen genitalfixierte Geschlechter und Menschenbilder, gegen das Gutachterverfahren und all die anderen Formen geschlechtlicher und körperhierarchischer Unterdrückung- Schluss damit! Bildet Gruppen und wehrt euch – Bundesministerium des Innern – ihr seit im Innern verfault – ihr seit ein Ministerium der Menschenfeindlichkeit, des Sexismus und der Schande – der Ignoranz und der Bildung genitalsexistischer Strukturen – ihr seit Deutschland, ihr seit das Vorurteil, der sexistische und genitalistische Nährboden, wenn ihr eure Gesetze nicht ändern, dann wird sich am Hass und den Vorurteilen, den katastrophalen sexistischen, lookistischen und anatomistischen Zuständen in allen Schichten und Winkeln dieser Gesellschaft auch nichts ändern.
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geschrieben & vorgelesen von Zara Paz
two biological sexes = one manmade lie
http://antigenitalistischeoffensive2013.tumblr.com/

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