immer wieder hört man, das Transgender und Intersexuelle pervers, ja sogar krank seien. Sie in der christlichen Religion unerwünscht seien. Heiratsverbot. (Ich schreibe hier nicht von der sexuellen Orientierung oder gar irgendwelchen sexuellen Vorlieben!) Lassen Sie mich einen philosophischen Gedankengang konstruieren:
Es gibt auf der Erde Mann und Frau, soweit so gut.
Als Kind lernt man in der Schule: "Und Gott schuf den Menschen nach seinem Abbild."
Nun die Frage: Wie konnte Gott Mann und Frau erschaffen, wenn Gott selber nicht beides ist? Also Mann UND Frau in einer Einheit. Wenn Gott sich als "Vorlage" benutzt hat und daraus Mann und Frau entstanden sind, dann müßte Gott doch der Logik nach ein Hermaphrodit sein. Wie sonst hätte Gott wissen können, daß es rein körperlich gesehen zwei Geschlechter gibt?
Aber spinnen wir den Gedankengang weiter: Wenn Gott also ein "Zwitterwesen" ist und der Mensch laut Bibel nach seinem Abbild erschaffen wurde, warum sind dann nicht alle Menschen intersexuell?
Es hat Fälle gegeben, indem sich sogannte echte Hermaphroditen, also Menschen mit beiderlei Gonaden, das Vorhandensein von Penis und Vagina und sekundären Geschlechtsmerkmalen, fortpflanzen konnten. Männlich lebende Hermaphroditen haben Kinder gezeugt, weiblich lebende Hermaphroditen haben Kinder geboren. (Für eine "Selbstbesamung" reicht es allerdings nicht!)
Lassen Sie mich nun einen weiteren Gedankengang auf dieser Grundlage konstruieren: Wenn Gott nur ein Geschlecht hätte, egal ob nur männlich oder nur weiblich, dann würde es auf der Erde ja auch nur ein Geschlecht geben. Schließlich kann Gott den Menschen nur so erschaffen, wie er/sie selber "gebaut" ist. Um es kurz zu machen: Ich kann nicht etwas basteln, wenn ich keine "Bauanleitung" dazu habe! Oder zumindest keine wage Idee davon habe.
Zitat von Andreas am 21.03.04 um 17:10 im Forum:
http://www.kirchenprovinz.de/forum/read ... =180&t=180
Gehen wir aber nun einen anderen Gedankengang, indem ich die sexuelle Orientierung mit einbeziehen möchte.Im Urtext von Genesis 1, 27 steht vom Wortlaut der hebräischen Sprache her die Formulierung:Elohim schuf sie männlich-weiblich", d.h., dass jeder Mensch, egal ob ihn seine primären und sekundären Geschlechtsmerkmale nun als "Mann" oder "Frau" ausweisen mögen, verschiedene Elemente in sich trägt. Da aber die Menschen Gottes Ebenbildnisse sind, das Abbild Gottes in sich tragen (eikon tou theou), so muss auch Gott, wie die Menschheit auch, männliches und weibliches gleichermaßen mit einschliessen. Dass Gott weiblich und männlich zugleich sein muss, zeigt sich demzufolge in der Tatsache, dass es weibliche Menschen gibt. Denn wenn ausnahmslos alle Menschen Ebenbilder Gottes sind - und wir haben ja keinen Grund daran zu zweifeln - so heißt dies im logischen Umkehrschluss zwingend, dass die Sphäre des Göttlichen männlich und weiblich zugleich ist, beide Möglichkeiten in sich birgt und in der Schöpfung auch hervorbringen kann.
Ausserdem sprach Jesus in seiner aramäischen Muttersprache in demjenigen Gebet, dass nach der Luthertradition immer als "Vaterunser" auf Deutsch bezeichnet wird: "Abwun d'bwaschmaja", was übersetzt heißt: "Mutter-Vater alles Geschaffenen......". Hätte er sagen wollen "Vater alles Geschaffenen", so hätte er formulieren müssen "Abba d'bwaschmaja". Also auch Jesus als fleischgewordener Gott ging nicht davon aus, dass Gott allein nur männlich sei.
Wenn nun also 2 Hermaphroditen aufeinandertreffen und eine liebende, treue, vertrauensvolle Beziehung zueinander haben, sich umeinander kümmern in guten wie in schlechten Zeiten, was sind sie dann? Schwul, lesbisch, heterosexuell oder gar bisexuell? Hängt es dann von der sexuellen "Technik" ab, die vollzogen wird? Oder eher von ihrem mentalen Geschlechtsidentitätsempfinden, als was sie sich trotz der körperlichen Zweigeschlechtlichkeit begreifen und sehen, ab? Sie sehen, es ist ziemlich schwer, wenn nicht sogar unmöglich, Homosexualität allein auf die vollzogene "Technik" des Liebesaktes erkenntlich zu machen. Wäre es an dem, dann müßte ja ein Mann, der in den Anus seiner Frau eindringt, ein potentieller Schwuler oder zumindest bisexuell sein. Eine Frau, die den penetralen Verkehr in die Vagina verabscheut (sowas gibt es auch) müßte demnach dann lesbisch oder bisexuell sein.
Wie sieht es dann nun mit Transgendern aus? Wenn es bei Hermaphroditen möglich ist, daß sie trotz ihrer körperlichen Zweigeschlechtlichkeit eine eindeutige Identität haben, sich also entweder als Mann oder Frau begreifen, dann müßte es doch im Umkehrschluß möglich sein, daß sich körperlich eindeutige Menschen entweder als das "Gegengeschlecht" empfinden oder vielleicht sogar als "dazwischen".
Wir haben nun bereits festgestellt, daß man allein aufgrund der sexuellen Technik NICHT erkennen kann, ob Homosexualität vorliegt oder eben nicht. Genauso haben wir feststellen können, daß das Begreifen der eigenen Geschlechtlichkeit, also ob mensch sich als Mann empfindet oder als Frau, nicht vom körperlichen Erscheinungsbild abhängig ist.
Warum nun werden Transgender und Intersexuelle immer noch größtenteils (nicht komplett) mit gerümpfter Nase angesehen und die kirchlichen Rechte verwehrt?
Es darf diskutiert werden. Ich freue mich auf Rückmeldung.
Basti