Hoi zämä
Seit gestern beschäftigt mich eine sehr unangenehme Frage und ich bin gespannt, welche Erfahrungen ihr in dieser Hinsicht gemacht habt.
Vor etwa 1 - 2 Monaten lernte ich eine wirklich nette Freundin kennen mit der ich mich sofort sehr gut verstanden habe und wir so dann auch bald einige Male in den Ausgang gingen. Sie lernte mich also von Anfang an als Katja kennen, wobei ich ihr natürlich im Nachhinein von meinem Hintergrund erzählte. Trotzdem ist sie eine der Ersten Personen, die mich nur als Katja kennt und so eigentlich ein reines Bild von mir haben sollte.
Jedoch ist etwas beim letzten Treffen mit Ihr passiert, dass ich irgendwie niemals erwartet hätte. Sie sprach mich im Ausgang plötzlich als "Er" an (also als Sie in der "beliebten" 3ten Person über mich sprach), ja einmal nannte sie mich sogar in einem Satz "Mann". An dem Abend sagte ich ihr dann noch nichts dazu, ich wollte ja nicht die Stimmung kaputt machen.
Gestern habe ich sie dann gefragt wieso Sie mich so nannte. Wie vermutet hat sie es gar nicht gemerkt und auch nicht extra gemacht. Sie hat mir jedenfalls erklärt das es schwierig ist, weil sie meinen Background kennt. Sie will mehr Zeit mit mir verbringen um mit der Zeit von mir nur noch ein Bild, das Bild Katja zu haben.
Mich hat das ganze ziemlich aus der Bahn geworfen, so frage ich mich, wenn ich in 1-2 Jahren neue Leute kennen lerne, werde ich mit denen aufgrund meiner Vergangenheit auf die gleichen Probleme stossen, werde ich mein Leben lang als Er bezeichnet werden, nur wegen meiner Vergangenheit? Das macht mir sehr Angst. Meine Freundin kennt mich doch nur als Katja, alles das sie an mir kennt ist Katja, ja sie sagt selbst dass sie mich als Frau sieht, aber irgendwie scheint das ihr Unterbewusstsein anders zu sehen. Ich werde sie jedenfalls nicht mehr sehen können, bis sie das mit sich nicht geklärt hat, es geht einfach nicht, ich will nicht, dass meine Freunde mit den gleichen Problemen wie meine Familie zu kämpfen haben und es ist mir wichtig, das sie spüren und sehen, wer und was ich bin, unabhängig von meiner Vergangenheit, es ist schon schlimm genug was meine Familie und meine Bekannten da durch machen müssen.
Ich finde es schlimm wie man von der Vergangenheit verfolgt werden kann.
Zurzeit bin ich dahingehend auch einfach sehr verletzlich wenn man mich vor anderen Leuten als Er bezeichnet, gerade weil ich mir ja soviel Mühe gebe klar als Frau wahrgenommen zu werden und auch immer wieder bestätigt bekomme, wie gut ich das hinbekomme. Aber das nützt alles nichts wenn sich die Leute auf meine Vergangenheit stützen anstatt auf mein Wesen im jetzt und hier.
Beste Grüsse und bald en Guete
Katy
Freunde und TG ein Dilemma
- Luisa
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Re: Freunde und TG ein Dilemma
Liebe Katy
Auch wenn so manch Lapsus uns viel Leid zufügen kann so ist oft der geschehene Lapsus nicht boshafter Willen. Keineswegs, will ich hier behaupten, war es Absicht Deiner Bekanntschaft Dir mögliches Leid zuzufügen und doch war es geschehen.
Versuche darum Dich in Deine Freundin hineinzuversetzen. Abstrakt mag anmuten das Du einst als Mann lebtest. Deine Freundin, wahrscheinlich erstmalig mit solch einer Biografie konfrontiert, ist vielleicht schlicht noch etwas unbeholfen im Umgang mit dieser Deiner nicht alltäglichen Geschichte. Tief in den Köpfen liegen Verhaltensmuster begraben welche seine Zeit benötigen um abgelegt zu werden. Ein Wechsel der männlichen, weiblichen Attribute bekommt eine beobachtende Gesellschaft intellektuell kaum Gebacken. Der Grund für dies mangelnde Verständnis liegt wahrscheinlich am fehlenden Umgang mit Transpersonen.
Wiederum ist für Dich das Trans* Thema sehr zentral was klar Missverständnisse und leider zu genüge verletzende Situationen mit sich bringen kann.
Aus meiner Erfahrung, gut erklärt ist halb demontiert, zumindest gilt dies für etliche Vorurteile und festgefressenen Verhaltensmustern.
Irgendwo im Leben wird die Trans-Thematik zunehmend an Bedeutung verlieren womit Deine Vergangenheit nur wenige Eingeweihte kennen dürften. Der Alltag indes wird Dein gelebter Frauenalltag, oder besser Dein gelebter Katyalltag, sein. Die Geschichte drum rum, wird sekundär für ein breites Umfeld werden. Im Alltag bist Du und bleibst Du eine Frau mit deren Personalpronomen.
In diesem Sinne, kommt gut.
Und wenns schlecht kommt wird Deine gewonnene Lockerheit und Deine erworbene Schlagfertigkeit das Gegenüber der konkret umgesetzten Doofheit überführen.
Liebi Grüessli
Luisa
Auch wenn so manch Lapsus uns viel Leid zufügen kann so ist oft der geschehene Lapsus nicht boshafter Willen. Keineswegs, will ich hier behaupten, war es Absicht Deiner Bekanntschaft Dir mögliches Leid zuzufügen und doch war es geschehen.
Versuche darum Dich in Deine Freundin hineinzuversetzen. Abstrakt mag anmuten das Du einst als Mann lebtest. Deine Freundin, wahrscheinlich erstmalig mit solch einer Biografie konfrontiert, ist vielleicht schlicht noch etwas unbeholfen im Umgang mit dieser Deiner nicht alltäglichen Geschichte. Tief in den Köpfen liegen Verhaltensmuster begraben welche seine Zeit benötigen um abgelegt zu werden. Ein Wechsel der männlichen, weiblichen Attribute bekommt eine beobachtende Gesellschaft intellektuell kaum Gebacken. Der Grund für dies mangelnde Verständnis liegt wahrscheinlich am fehlenden Umgang mit Transpersonen.
Wiederum ist für Dich das Trans* Thema sehr zentral was klar Missverständnisse und leider zu genüge verletzende Situationen mit sich bringen kann.
Aus meiner Erfahrung, gut erklärt ist halb demontiert, zumindest gilt dies für etliche Vorurteile und festgefressenen Verhaltensmustern.
Irgendwo im Leben wird die Trans-Thematik zunehmend an Bedeutung verlieren womit Deine Vergangenheit nur wenige Eingeweihte kennen dürften. Der Alltag indes wird Dein gelebter Frauenalltag, oder besser Dein gelebter Katyalltag, sein. Die Geschichte drum rum, wird sekundär für ein breites Umfeld werden. Im Alltag bist Du und bleibst Du eine Frau mit deren Personalpronomen.
In diesem Sinne, kommt gut.
Und wenns schlecht kommt wird Deine gewonnene Lockerheit und Deine erworbene Schlagfertigkeit das Gegenüber der konkret umgesetzten Doofheit überführen.
Liebi Grüessli
Luisa
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- Musli
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Re: Freunde und TG ein Dilemma
Ich danke euch beiden für eure lieben Worte. Ja mit Sicherheit ist sie mit meiner Situation überfordert, das denke ich auch.
Das hoffe ich doch sehr dass ich eines Tages einfach als Frau leben kann, meine Transsexualität im Alltag, nein - im Leben vergessen kann. Doch meine Freunde, zu denen würde ich so gerne, auch in Zukunft, aufgeschlossen sein, wie ich es mit der Freundin versuchte. So hoffe ich, dass die Gesellschaft und ihr Unterbewusstsein mit der Zeit mehr Mitgefühl und Verständnis für uns bekommt und dass sich Lösungen aus den Gefühls- und zT auch Religions-Dilemmen ergeben werden.
Vieli Grüess
Katy
Das hoffe ich doch sehr dass ich eines Tages einfach als Frau leben kann, meine Transsexualität im Alltag, nein - im Leben vergessen kann. Doch meine Freunde, zu denen würde ich so gerne, auch in Zukunft, aufgeschlossen sein, wie ich es mit der Freundin versuchte. So hoffe ich, dass die Gesellschaft und ihr Unterbewusstsein mit der Zeit mehr Mitgefühl und Verständnis für uns bekommt und dass sich Lösungen aus den Gefühls- und zT auch Religions-Dilemmen ergeben werden.
Vieli Grüess
Katy