Autonome TG-Gruppen und deren Wichtigkeit

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Luisa
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Autonome TG-Gruppen und deren Wichtigkeit

#1 Beitrag von Luisa » Sonntag 29. Juli 2012, 16:29

Es ist ein Text welcher anfänglich in meinem Blog Niederschlag fand auch hier wichtig erwähnenswert. Gar beschlossene Sache, diesen hier in fast gleicher Form zu posten.

Den Urtext mit dem Bildern gibt’s auf TG Stammtisch des Sommers, einige Gedanken

TG Stammtisch des Sommers, einige Gedanken

Eine um sich greifende Institutionalisierung hiesiger weniger Transgruppen, bezeichnet zunehmend autonom entstandene und autonom gepflegte Treffpunkte als reine Bespassungsorte. Die Wichtigkeit in Hinblick auf eine wachsende Transpower-Kultur wird uns, kleinen Anarcho-Gruppen, gänzlich abgesprochen. Indes ist eben diese genannte Vielfalt verschiedenster konsequent unabhängiger Transgruppen elementar zur Entwicklung eines jeden Einzellen und einer ganzen Bewegung. Die angestrebte Gleichschaltung und Institutionalisierung der Transbewegung kann nicht Mittel zur Stärke sein. Viel eher sind einzelne Gruppen die mit viel Engagement ein funktionierendes Netzwerk unterhalten massgeblich beteiligt am der Entwicklung des Einzellen und letztlich des Ganzen.

Wer hierbei glaubt dass wir jeweils am letzten Freitag im Monat und innerhalb der gesamten, gewachsenen Infrastruktur, uns einzig bespassen möchten, liegt grundfalsch. Im Gegenteil die Eigenart unserer Struktur und deren Konstanz spricht jene an die vielleicht anderswo sich eher minder wohl fühlen. Wir, die Pflegerinnen dieser Gruppe, sowohl des Forums wie des Stammtisches, sind logisch auch eher minder Zuhause bei anderen Initiativen und trotzdem sind diese noch so unterschiedlichen Gruppierungen immens wichtig. Die Tiefe welche entstehen kann durch die Tatsache dass eine gewisse homogene Eigenart existiert, ist unbestritten von grossem, nicht zu unterschätzendem Wert.

Was gerne, sogenannt professionalisiert, als Beratung angepriesen wird, ist bei uns und bei etlichen anderen kleinen Initiativen, in lockerer Atmosphäre, normale lockere Kommunikation. Netzwerke entstehen und können weiterreichend, weit über die professionalisierten Strukturen hinweg, konkrete Hilfe bewirken. Eine Transbewegung braucht Räume des Wohlfühlens, wir, die Autonomen, bauen diese.

Es ist somit die Vielfalt absolut existentiell. Ein jeder kann mit denen heutigen Infrastrukturmitteln in dieser Vielfalt das eigene Stimmige suchen und auffinden.

Vielfalt ist auch wichtig für die Bildung einer starken Transbewegung, ich nenns mal eine Transpower-Kultur. Wichtig, unser Selbstverständnis, ein verdientes Selbstbewusstsein und eine oft nötige Wehrhaftigkeit innerhalb einer starren Gesellschaftsstruktur.

In diesem Sinne, es lebe die Vielfalt
Und ich rede, respektive ich schreibe, vom Transensyndikat

Sandra
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Re: Autonome TG-Gruppen und deren Wichtigkeit

#2 Beitrag von Sandra » Montag 30. Juli 2012, 12:40

Luisa hat geschrieben: Eine um sich greifende Institutionalisierung hiesiger weniger Transgruppen, bezeichnet zunehmend autonom entstandene und autonom gepflegte Treffpunkte als reine Bespassungsorte. Die Wichtigkeit in Hinblick auf eine wachsende Transpower-Kultur wird uns, kleinen Anarcho-Gruppen, gänzlich abgesprochen. (...)
Könntest Du diesbezüglich vielleicht ein bisschen konkreter werden? (Wer macht Was und Wie)
Luisa hat geschrieben: Indes ist eben diese genannte Vielfalt verschiedenster konsequent unabhängiger Transgruppen elementar zur Entwicklung eines jeden Einzellen und einer ganzen Bewegung. Die angestrebte Gleichschaltung und Institutionalisierung der Transbewegung kann nicht Mittel zur Stärke sein. Viel eher sind einzelne Gruppen die mit viel Engagement ein funktionierendes Netzwerk unterhalten massgeblich beteiligt am der Entwicklung des Einzellen und letztlich des Ganzen. (...) Im Gegenteil die Eigenart unserer Struktur und deren Konstanz spricht jene an die vielleicht anderswo sich eher minder wohl fühlen. (...) Die Tiefe welche entstehen kann durch die Tatsache dass eine gewisse homogene Eigenart existiert, ist unbestritten von grossem, nicht zu unterschätzendem Wert. (...)
Ist das nicht ein Widerspruch - sollte wohl "heterogen" heissen, oder?

Also grundsätzlich hat alles seine zwei Seiten, Vor-/ und Nachteile. Ich persönlich bin noch sehr jung in der Szene und vor nicht allzu langer Zeit, als ich mich darum bemühte Antworten auf meine vielen Fragen im Internet zu finden, war diese heterogene Struktur von Klein- und Kleinstgruppierungen nicht gerade hilfreich. Und ehrlich gesagt, blicke ich selbst heute noch nicht durch. Die Gründe hierfür liegen einerseits in der fehlenden Transparenz der Positionierung dieser Gruppierungen und andererseits in den sehr oft veralteten und nicht gepflegten Informationen. Dies macht gerade für "NeueinsteigerInnen" die Situation besonders undurchschaubar und schwer verständlich. Wie gesagt spreche ich aus meiner persönlichen Erfahrung und das mag für "alte Hasen" wieder ganz anders aussehen. Es war für mich schlussendlich eine grosse Erleichterung und Hilfe, über eine Dachorganisation wie das TGNS an einem einzigen Ort zu allen gesuchten Antworten zu kommen und damit die Odyssee der Informationssuche wesentlich zu verkürzen. Denn schlussendlich suchen wir doch alle, Betroffene und Nicht-Betroffene, einfach nach Antworten auf unsere Fragen und je einfacher diese organisiert bzw. zu finden sind, desto weniger Misstrauen und Fehlinterpretationen sind wahrscheinlich. Der Preis einer heterogenen Szene ist also mit einem deutlichen Informations-Mehraufwand verbunden, der sich aber durchaus lohnen kann. Andernfalls kann ohne diese Bereitschaft, eine heterogenen Szene auch zu pflegen, sich das Gesamterscheinungsbild bzw. die "Transpower-Kultur" schnell kontraproduktiv auf die Gesellschaftsstruktur auswirken mit der Konsequenz, nie ernst genommen zu werden.
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Re: Autonome TG-Gruppen und deren Wichtigkeit

#3 Beitrag von Luisa » Montag 30. Juli 2012, 16:28

Werte Chiara

Fern liegt es mir etwelche Gruppen, sowohl in meinem Blog wie auch auf diesem Forum, in irgendwelcher Form zu diskreditieren. Somit scheint es mir angemessen hier nicht weiter präzisierend Gruppen und Grüppchen per Namen zu benennen. Es solle hier eine allgemeine Auseinandersetzung mit den gegenwärtig laufenden Entwicklungen stattfinden keineswegs jedoch ist es mein Interesse längst vergessene Grabenkämpfe neu zu entfachen.

Ich schrieb genau richtig „eine gewisse homogene Eigenart“. In diesem Sinne ist die Textstelle als Ganzes betrachtet eingehend auf die, zum Teil, sehr unterschiedlichen Gruppen die intern jedoch durchaus eine gewisse Homogenität, sprich eine Eigenart, pflegen.

Das Transensyndikat kann nicht Heimat aller sein. Indes pflegt diese Gruppe hier ganz spezifische Eigenarten welche durchaus Ansprechen könnte und, Tatsache, auch hin und wieder Anspricht. In diesem Sinne sind wir als Gruppe von grosser Wichtigkeit ohne jedoch die Wichtigkeit eines Dachverbandes zu leugnen. Indes sind Dachverband und unabhängige Gruppe zweierlei paar Schuhe.

Durchblick
Du beschreibst hierbei Deine sehr individuelle Erfahrungen die ich gerne so stehen lassen kann.
Siehe jedoch, dem Internet ist es zu verdanken dass viele Informationen über all die Gruppen abrufbar sind. Somit ist, trotz der „gewissen homogenen Eigenart“ der Einzellgruppen, eine Heterogenität im Informationsfluss gegeben. Es gibt leider zu oft keine Eindeutigkeiten auf all die existenten Fragen doch es gibt eine Vielzahl verschiedenster Positionen, jedem Einzelnen ist gegeben aus diesem Infofluss sich das individuell stimmige zusammenzustellen.
Der mögliche Dachverband wiederum kann aus dieser Informationsmenge bündelt und filtern, die einzelnen Gruppen mit deren Konzentrat ist indes genau so wichtig.

Was ich in meinem Texte einzig bemängle ist die Tatsache dass momentan den kleinen Gruppen, im Zuge einer zunehmenden Institutionalisierung, die Wichtigkeit abgesprochen wird. Dies obschon das Ur-Konzentrat welches gefiltert angeboten wird, ursprünglich aus den Kleinküchen der Gruppen und Grüppchen stammt.

Liebi Grüessli

Luisa

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Re: Autonome TG-Gruppen und deren Wichtigkeit

#4 Beitrag von Sandra » Dienstag 31. Juli 2012, 15:37

Luisa hat geschrieben:Fern liegt es mir etwelche Gruppen, sowohl in meinem Blog wie auch auf diesem Forum, in irgendwelcher Form zu diskreditieren. Somit scheint es mir angemessen hier nicht weiter präzisierend Gruppen und Grüppchen per Namen zu benennen. Es solle hier eine allgemeine Auseinandersetzung mit den gegenwärtig laufenden Entwicklungen stattfinden keineswegs jedoch ist es mein Interesse längst vergessene Grabenkämpfe neu zu entfachen. (...) Was ich in meinem Texte einzig bemängle ist die Tatsache dass momentan den kleinen Gruppen, im Zuge einer zunehmenden Institutionalisierung, die Wichtigkeit abgesprochen wird. Dies obschon das Ur-Konzentrat welches gefiltert angeboten wird, ursprünglich aus den Kleinküchen der Gruppen und Grüppchen stammt.

Natürlich brauchst Du niemanden zu diskreditieren, aber Du bist mit einem pauschalen Vorwurf in die Öffentlichkeit getreten, ohne dass die Motivation für Dein Handeln mir plausibel ist. Und wenn es längst vergessene Grabenkämpfe sind, warum ist es Dir in diesem Augenblick wieder wichtig, dieses nun zu thematisieren? Ich bin neu in der Szene und kann deshalb nur schwer nachvollziehen was früher war. Du beschreibst einen Zustand, doch ich vermisse die Problemanalyse und erst recht den Lösungsansatz (verzeihe mir meine offene Art). Wenn Du schreibst, dass das Transensyndikat mit seiner spezifischen Eigenart nicht Heimat aller sein kann, soll und will, dann frage ich mich zuerst einmal, von welcher Eigenart sprichst Du bzw. welche Zielgruppe möchtest Du denn konkret ansprechen? Bei mir dreht sich z.B. zur Zeit einfach alles um das Thema der Identitätsverwirklichung (stehe kurz vor dem Coming-Out / Alltagstest) und dass jede(r) dabei einen ganz persönlichen "Rucksack" von Erfahrungen mit sich trägt, ist nur als logisch. Aber das macht dann auch gerade die Diskussionen wieder interessant. Das mögen für die einen "Anfängerthemen" sein - aber besteht die gesellschaftliche Sensibilisierung gegenüber unserer Identität nicht auch v.a. aus sich wiederholenden Grundlagendiskussionen? Wenn wir die Toleranz, die wir in der Gesellschaft einfordern nicht einmal innerhalb der Szene bewerkstelligen können, haben wir dann überhaupt eine Chance jemals ernst genommen zu werden?

Sorry, aber ich befürchte, dass ich die Umstände Deines Themas immer noch nicht verstanden habe. Beim nächsten Monatstreffen will ich nach Möglichkeit einmal reinschauen und dann haben wir vielleicht noch Gelegenheit das Thema zu vertiefen.


PS: bin zur Zeit über die Verzögerung meines Coming-Outs ein bisschen gefrustet, was sich ev. in einem agressiveren Schreibstil niederschlägt... :wink:
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Re: Autonome TG-Gruppen und deren Wichtigkeit

#5 Beitrag von Luisa » Mittwoch 1. August 2012, 13:26

Werte Chiara

Seie mir verziehen doch mein Text dünkt mich ziemlich klar, die Problematik ist eindeutig umschrieben, die Problemanalyse indes wäre auf viele Einzellaussagen zu stützen was wiederum hier nicht der passende Rahmen dazu wäre.

Ich beschreibe eine gegenwärtige Entwicklung die kleinere Gruppen und Initiativen deren Wichtigkeit abspricht. Eine Entwicklung die durchaus allgemein betrachtet werden kann und keineswegs hier einer Namensnennung bedarf. Was ich hier zu berichten weiss ist anderswo, etwa in Lausanner Gefilden, durchaus auch Thema. In diesem Sinne sollte, meiner Meinung nach, hier die Diskussion durchaus allgemein geführt werden was nicht heisst das ausserhalb dieser Struktur keinerlei Auseinandersetzung stattfindet. Im Gegenteil wir TG- Exponenten und TG- Exponentinnen sind, bedingt durch die Dichte aktiver Gruppen, in etlichen weiteren Initiativen engagiert.

Mein Text, etwas provokant abgefasst, ist mit mein Gedankenansatz, zu momentan, teilweise heftig geführten Diskussionen, innerhalb der TG- Szene. Doch eines erscheint mir wichtig, trotz all dieser Einzellaussagen, die mein Bild der momentanen Entwicklung bestätigten und vervollständigen, will ich keineswegs Einzellpersonen oder Gruppen öffentlich anprangern, im Gegenteil, toll ist deren Arbeit. Mein provokanter Text, allgemein abgefasst, kann durchaus hierbei mögliche konstruktive Basis zu einer starken Trans-Power-Bewegung sein.

Grundsätzlich sind wir als Transensyndikat allen interessierten Menschen offen somit stellte sich mir nie die Frage wer ich spezifisch anzusprechen gedenke. Das Spektrum hier, oder am Stammtisch sich tummelte, war und ist noch heute sehr breit.

Indes war damals der Name Transensyndikat heftigen Diskussionen ausgesetzt so wie die beiden Aktivistinnen, meine Wenigkeit und Silky. Insbesondere unsere Affinität fürs BDSM-Thema und deren überaus offene Darstellung sorgte über die Landesgrenzen hinaus für teils üble Anfeindungen, genannt hier beispielsweise das Souled-Forum.

Heute ist die Themenwahl im Forum durchaus Diskutabel doch das Vorhandensein umstrittener Themenbereiche vermittelt ein taugliches Bild unserer Eigenart und unserer Geschichte die, man staune, im Mai 2000 begann.
Es ist somit jedem gegeben sich im Forum durchzulesen um deren Geist zu erkennen und selbst abzuwägen ob dies Gefilde passend wirkt. Wir Transmenschen sind genauso Individuen wie dies, Autofahrer, Steuerzahler oder Revoluzzer sind. Die respektierte Eigenart ist wichtig um gemeinsam ein möglicher gemeinsamer Nenner zu vertreten.

Ergo, die gesellschaftliche Sensibilisierung ergibt sich aus einer, meiner Meinung nach, respektierten Eigenart all dieser fürs TG- Thema einstehender Gruppen. Kraft ergibt sich keineswegs aus der Gleichschaltung vorhandener Gruppen. Viel eher sind all die kleinen Initiativen immens wichtig zur gesellschaftlichen Sensibilisierung. Eine Wichtigkeit die momentan schlich denen kleinen Gruppen abgesprochen wird.

Ich kritisiere in meinem Texte gewissermassen die fehlende Toleranz uns und weiteren kleineren Gruppen gegenüber.

Ich freue mich Dich am Monatstreffen kennenzulernen. Gewiss werden wir, weit über dies Thema hinweg, uns viel zu erzählen haben.

Und, keineswegs erscheint mir Dein Schreibstil aggressiv zu sein. Du vertrittst eine wichtige und differente Ansicht. Zu würdigen weiss ich Deine Teilnahme an der hiesig geführten Diskussion.

Und Kopf auf, Coming-Out kommt gut, vielleicht indes bedarf es eines zweiten, dafür richtig kräftigen, Anlaufes.

Liebi Grüessli

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Re: Autonome TG-Gruppen und deren Wichtigkeit

#6 Beitrag von Andrea_V » Samstag 4. August 2012, 13:13

Ich fühle mich im Moment nicht so richtig in der Lage (das ist eine rein persönliche Angelegenheit und liegt nicht an den Texten selbst ;-) ) die recht umfangreichen Texte hier vollständig zu erfassen. Luisa, hast du nicht einmal darüber gesprochen eine Gesprächsrunde zu dem Thema durchzuführen?
Die Zukunft möchte ich ja bekannterweise beeinflussen sogut ich kann - also wenn das konkret wird bin ich dabei.

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