trans-tochter

Kleine Selbstdarstellung der Forumusers
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laura
Floh
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trans-tochter

#1 Beitrag von laura » Dienstag 15. Februar 2005, 20:12

hallo zäme

ich bin die tochter eines transvestiten, vielleicht auch einer transsexuellen, der sich selbst jedoch nie geoutet hat. das thema war zuhause ein tabu. zwar ist er am wochenende zum teil in frauenkleidern rumgelaufen, darüber sprechen, oder fragen stellen, durfte man jedoch nicht.

am letzten freitag, am transensyndikat-fest, war ich nun wie vor den kopf gestossen. so viele transfrauen, im selben alter wie der vater, und alle öffentlich, sogar vor laufender kamera! ich war überrascht, ein bisschen schockiert und überwältigt. jahrelang hatte ich kaum über das thema geredet - leider halten sich praktisch alle in der familie an das redeverbot - und plötzlich stehe ich so vielen selbstbewussten transen gegenüber. einerseits beeindruckt, andererseits verängstigt. plötzlich stehe ich meiner vergangenheit in zehnfacher ausführung gegenüber....

dadurch, dass ihr öffentlich wart, kam plötzlich auch die frage, weshalb ich dies alles noch immer verheimliche, kaum mit jemandem darüber spreche. nächtelanges rumstudieren. komisch zu merken, dass das "outing" als transen-tochter so viel mühe macht, als ob ich selbst transgendered wäre, und nicht nur die tochter.

fragen über fragen gingen mir durch den kopf, zwei davon möchte ich in diesem forum stellen.

die eine ist, ob in diesem forum auch kinder (naja, bin schon bald 30 ) von transvestiten oder transsexuellen aktiv sind, oder ob am stammtisch auch trans-söhne und -töchter teilnehmen. dann würde ich sehr gerne mal mit ihnen kontakt aufnehmen...

die zweite dreht sich um die kleidung, das frauenbild von transvestiten. mein vater lief immer in minirock, stöckelschuhen, strapsen, seidenblusen und sehr geschminkt rum. auch auf der transensyndikats-party waren einige transen so aufgestylt. warum diese art frau? was ist der reiz daran, sich in dieser art aufzumachen? die meisten bio-frauen laufen ja nicht so rum. also geht es gar nicht darum, sich als frau zu zeigen, sondern sich als aufreizende frau zu zeigen? es ist eine ganz ernst gemeinte frage, auf die ich mir nie eine antwort geben konnte. und ich hoffe, dass eine von euch bereit ist, mir darüber auskunft zu geben. mich selbst hat dieses frauen-bild nämlich sehr geprägt. diese aufreizende, männer-gefallen-wollende frau schien die "richtige", "beste" art frau zu sein. jahrelang habe ich selbst versucht, mich diesem ideal anzugleichen. und jahrelang ging es, bis ich mich davon wieder lösen konnte. eine antwort auf diese fragen habe ich in der familie nie bekommen, da zieht man es vor zu schweigen. vielleicht ist eine von euch bereit, mir beim brechen des schweigens zu helfen? mich über beweggründe aufzuklären?

ich würde mich sehr, sehr freuen! es ist mir schwer gefallen, diese nachricht im forum zu posten. es würde mich freuen, wenn sich die überwindung gelohnt hat...

grüsse, laura

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Luisa
Drache
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#2 Beitrag von Luisa » Dienstag 15. Februar 2005, 20:15

Liebe Laura

Erstmals will ich auch Dich herzlich willkommen heissen hier in diesem Forum. Zu Deiner ersten Frage muss ich leider verneinen. Ich mag mich nicht besinnen das Kinder von Transidenten bei uns an einem der Stammtische je auftauchten. Ich frage mich weiter ob hier ein tatsächliches Bedürfnis besteht. Deine hier beschriebene Situation der Sprachlosigkeit ist, aus meiner Sicht, eher die Ausnahme den letztlich suchen Transidenten den Weg nach draussen und das Feedback der Gesellschaft, Transidenten wollen ihr tun klar bestätigt sehen als nicht Pervers und Normal doch bis da hin ist dieser Weg oft sehr steinig und mit vielen Schmerzen verbunden. So kann es durchaus sein das über viele Jahre hinweg diese Neigung, Identität oder Lebensbestandteil im Verborgenen gelebt wird. Und doch glaube ich dass transidentische Personen eher den drang verspüren  sich mitzuteilen als zu schweigen die genauen Umstände jedoch der von Dir geschilderten Situation entgleitet mir meiner Kenntnis. So sei auch hier nur meine Meinung wieder gegeben aus im Verhältnis zu meiner Lebenssituation.

Zu Deiner zweiten Frage sei anzumerken dass Transidenten in einer bestimmten Phase der Identitätsfindung beginnen weibliche Attribute at Absurdikum zu leben. Dies ist letztlich das Resultat von jahrelanger Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse dies Artikuliert sich im exzessivem ausleben wollen der neu geschaffenen Weiblichkeit. Viele Transidenten bleiben in diesem Lebensabschnitt hängen sei es einerseits aus Druck von aussen oder aus fehlendem Mut. Als Transvestiten selbst definiert leben sie nun eine idealisierte Form von Weiblichkeit die keineswegs der Realität entsprechen mag doch Realität sei ein Faktor der im Alltag gelebt wird und nicht nur in den eigenen vier Wänden. Also, auch ich werde feststellen das sich mit Stöggis und Mini nur schlecht Leitern steigen lässt und somit kehrt Alltag und Praktik ein in mein tägliches Leben ein.
Meines Erachtens ist es wichtig das eine rege Kommunikation herrscht, Sprachlosigkeit ist komplett destruktiv, und das ein grosser Respekt gegenüber den Beteiligten im Ausleben der eigenen Bedürfnisse vorhanden ist. Nur so können sich Menschen Individuell entwickeln in einer Gemeinschaft.

Liebi Grüessli

Luisa

laura
Floh
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#3 Beitrag von laura » Dienstag 15. Februar 2005, 20:17

hallo zäme

ganz herzlichen dank für die antworten. dass es keine trans-kinder am stammtisch oder im forum hat, das habe ich mir fast gedacht. aber wollte trotzdem mal nachfragen...

zum bekleidungsstil leuchten mir eure beschreibungen eigentlich sehr ein. dieses sehr überzeichnete, zu ausdrücklich weibliche, die schuhe möglichst hoch, der rock möglichst kurz, der ausschnitt möglichst tief, genau darum ging es. als mädchen in der pubertät nicht ganz nachvollziehbar, heute scheint es mir aber ziemlich logisch.

über die einladung zum tee, auch zum stammtisch habe ich mich sehr gefreut. ich werde mich melden - liege im moment noch wie viele andere wohl auch - krank im bett...

grüsse, mirjam

toyboy
Büssi
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#4 Beitrag von toyboy » Dienstag 15. Februar 2005, 20:18

hallo Laura,

hast du den film "all about my father" gesehen? darin geht es um die begnegnung und auseinandersetzung eines sohnes mit seinem transsexuellen (mzf) vater. der film soll sehr spannend und schön sein.
lieben gruß und gute besserung
toyboy, der die erkältung schon halb überstanden hat

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