Fumia, Zürich

Kleine Selbstdarstellung der Forumusers
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Fumia
Floh
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Fumia, Zürich

#1 Beitrag von Fumia » Donnerstag 26. Juli 2012, 02:24

Ich bin eine Cisgender-Frau, Jg 1964 und identifiziere mich als Queer und Postpunk. Vor einigen Jahren habe ich mich etwas in linksautonomen, feministischen und lesbischen Kreisen rumgetrieben, mich dann aber zurückgezogen. Ich bin in einer Familie aufgewachsen welche einer fundamental-christlichen Freikirche angehörte und ich habe die Kirche nicht verlassen, um einer Szene anzugehören, die in ähnlich selbstgerechter Weise fast schon mit religiösem Eifer ihre Positionen vertrat, um es mal etwas übertrieben darzustellen. Gerade zur Lesbenszene war meine Beziehung ohnehin durchwachsen, da ich kaum jemanden traf, der meine Interessen teilte. Damals war das v.a. Musik, ich mochte experimentelle und noisige Sachen und in der Folge Industrial und viele Schattierungen aus dem Postpunk-Bereich, was sich mit den Vorlieben der meisten Frauen nun überhaupt nicht deckte. So fand ich mich dann in meiner Freizeit in einem Indie-Plattenladen arbeitend wieder, zusammen mit lauter schwarzgekleideten jungen Männern. In der Folge engagierte ich mich auch bei einem alternativen Lokalradio, erst in Frauen/Lesbensendungen, dann mit einem eigenen Musikprogramm, welches mich nicht auf "Frauen"-Musik beschränkte, denn eigentlich gab es für mich nur gute und schlechte Musik und warum sollte ich die schlechte spielen nur weil sie von Frauen gemacht war, wobei ich damit nicht meine, dass "Frauen"-Musik per se schlecht ist. Das ist nun 16 Jahre her und heute interessiere ich mich v.a. für Filme und dank des www gibt es auch genügend Foren wo ich mich darüber austauschen und neue Filmperlen entdecken kann. Und oh Wunder, auch das scheint weitgehend eine Männerdomäne zu sein und ich selbst werde von anderen User meist als Mann wahrgenommen, wenn ich mein Geschlecht nicht im Profil angebe. Aber das sollte mich nicht überraschen, schon als Kind haben mich Mädchenspiele nicht interessiert und ich bastelte mir lieber Pfeil und Bogen als einen Puppenwagen durch die Gegend zu schieben. Ich hasste es, Röcke zu tragen und beneidete die Buben um ihr "Schnäbi", das so praktisch war, wenn man draussen mal pinkeln musste. Eigentlich fände ich auch heute einen Penis als sehr patentes Instrument, wenn man gerne draussen unterwegs ist, einfach so als Urinschlauch, nicht zum Lustgewinn. Frau sein hat durchaus auch seine praktischen Seiten, man muss sich weniger mit unerwünschter Körperbehaarung rumschlagen, wird nicht zum Dienst eingezogen, kann einen Orgasmus vortäuschen und eine breite emotionale Palette wird besser akzeptiert als bei Männern. Vielleicht müsste ich mich als Two-Spirit oder neudeutsch als genderqueer bezeichnen, aber ich weiss nicht, ob ich das will - ich habe dann immer die Assoziation "amerikanischer Diversifikations-/Abgrenzungswahn im Kopf. Für jüngere Menschen mögen solche Umschreibungen auf der Suche nach ihrer Identität/Indvidualität hilfreich sein, für mich sind sie nicht so wichtig, ich fühle mich als Mensch, Primat, Säugetier, Wirbeltier, Lebewesen, etc. Als junge Frau war es mir wichtiger, mich über Abgrenzung zu definieren, heute weiss ich wer ich bin und die Möglichkeit sehr gewöhnlich zu sein und die meisten meiner Bedürfnisse mit anderen Menschen zu teilen, ängstigt mich nicht mehr. Menschen verschwenden ohnehin zuviel Zeit auf ihre Ängste, auch wenn den meisten das nicht bewusst ist.
Was suche ich dann also noch in einem Forum für Transgender-Personen? Letzten Sommer lief auf einem britischen TV-Sender die Reality-Serie "My transsexual Summer" und eine der porträtierten Transfrauen hat mich emotional ganz besonders angesprochen und ich erinnerte mich wie ich als Teenie heimlich für Amanda Lear geschwärmt hatte und dachte an meine vergangenen Liebschaften nach, welche alle sehr androgyne Frauen waren. Dann war da vor einigen Monaten in einem Video wieder eine androgyne Transfrau die ich sehr sympathisch fand und ich wurde sehr nachdenklich. Es wurde mir bewusst, dass ich Menschen, die auf die eine oder andere Weise etwas von beiden vorherrschenden Geschlechtern in sich hatten, ganz besonders mag. Also fing ich an, mich mit dem Thema Transsexualität gezielter auseinanderzusetzen. Ich wollte/will wissen, wie es sich anfühlt, nicht mit den zur Seele passenden Geschlechtsmerkmalen geboren zu werden, damit aufzuwachsen und aufgrund dieser in einer falschen Rolle sozialisiert zu werden, was für ein Kampf es ist, das Recht auf Übereinstimmung durchzusetzen und von der Gesellschaft richtig wahrgenommen, akzeptiert und respektiert zu werden. Ich weiss nicht, wie es heute ist, aber als ich vor Jahren z.B. noch in Lesbenkreisen verkehrte, wurde Transfrauen der Zugang zu manchen Frauenorten verweigert. In den USA gibt es radikalfeministische Zirkel, welche Transfrauen ihr Frau-sein und das Recht auf Zutritt zu frauenspezifischen Veranstaltungen glattweg absprechen, weil sie keine WBW (woman-born-woman) sind und als in Männerkörpern geborene während der Sozialisierung von männlichen Privilegien profitiert hätten und die Transidentität nur ein patriarchales Konstrukt sei, um Männern den Zugang zu Frauenorten zu ermöglichen. Transmänner seien zwar geborene Frauen, welche aber von Selbsthass getrieben, ihre Körper verstümmeln würden. Die Rhethorik dieser Zirkel gleicht in ihrer Gehässigkeit und Ignoranz dann etwa ziemlich genau jener von Tea-Party-Mitgliedern.
Ich bin also in diesem Forum gelandet aus Neugier und um zu lernen. Mir ist aber bewusst, dass dieses Board existiert, um Transfrauen und -männer zu unterstützen, welche Erfahrungsaustausch mit ihresgleichen und Beratung zu transspezifischen Themen suchen und nicht um edukativ auf Cisgender einzuwirken, welche ihre Neugier befriedigt haben wollen. Darum würde ich es verstehen und akzeptieren, wenn jemandem meine Anwesenheit hier unangenehm ist und ich nicht willkommen bin. Es steht dann in der Macht der Administatorin, mein Profil zu löschen. Vielen Dank.

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Luisa
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Re: Fumia, Zürich

#2 Beitrag von Luisa » Donnerstag 26. Juli 2012, 17:31

Werte Fumia

Die zweite Rote meldet sich zu Worte,
naja hier in diesem Forum sind die Roten als Administratorinnen gekennzeichnet. Von deren rot bezeichneten gibt’s zwei, Silky meine grosse Liebe und meine Wenigkeit.

Und wir finden beide dass Du hierher sehr wohl hervorragend hineinpasst, gar sagte gestern meine geliebte Silky dass in deren Deiner Vorstellung sie einige Elemente meiner Person wiedererkannte.

Nicht nur Postpunkig könnten, wie meine Vorschreiberin und Lebensgefährtin richtigerweise zu erwähnen wusste, interessante Diskussionen entstehen. In diesem Sinne freue auch ich mich auf Weiterführendes.

Demzufolge, Herzlich Willkommen.

Liebi Grüessli

Luisa

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