Rauchfleisch Studie/Interview

Häufig gestellte Fragen bzw. Diskurse zu Transsexualismus
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julchen
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#1 Beitrag von julchen » Mittwoch 16. Februar 2005, 10:14

Kein Glück durch OP ?

Ich weiss nicht, was ich dazu sagen soll, habe ähnliche Studienergebnisse schon öfter gelesen. Aber mir stellt sich da die Frage, wie würde ich am glücklichsten...Tja, eine Fee, die den fehler der natur im falschen geschlecht geboren zu sein vollständig wieder gut macht gibt es nicht... Lebenslange Sterilität, körperliche Differenzen zu Bios, all das und mehr wird bleiben.<br>Dazu kommt die im falschen Geschlecht gelebte Zeit, die Erfahrungen und Verletzungen, die man erleben musste... Es bleibt ein Kompromiss... leider.

Ich selbst bin Transsexuell ( FzM)
Da sind die OP-Ergebnisse heute noch dermaßen mies, Man wird niemals einen richtigen Penis bekommen, und das was man bekommt erinnert brutal gesagt eher an eine Weisswurst. Und dennoch- ich habe sehr sehr lange darüber nachgedacht, ob ich dies Op machen lassen will ( inzwischen 6 Jahre) - und ich bin zu dem ergebniss gekommen, Ja. Ich möchte nicht ewig dazwischen stehen.... Und was das miese Ergebniss, meine körperlichen Unterschiede zu Bio- jungs, und meine Lebenserfahrungen angeht... Ich bin ich... und ich bin wertvoll- auch wenn es manchmal schwer fällt, ich liebe mich- mit all meinen Fehlern . Muss das ein behinderter Mensch nicht auch ? Und ich habe gelernt, dass ich, wenn ich mich selbst annehmen lerne auch von anderen akzeotiert und geliebt werde. Unglücklich werden nur die, die sich Wunder erträumt haben, glaube ich. Ich will leben- auch wenn es Kompromiss und manschmal Schmerz bedeutet. Es tut schon weh, niemals ein Kind zeugen zu können, niemals wirklich wie die andern zu sein, aber muss ich das denn überhaupt um Glück empfinden zu können??? Wie geht es euch damit ? Ist es bei Transfrauen einfacher?

Liebe Grüsse Julchen
thingy" statt "Penis"!

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Sarah
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#2 Beitrag von Sarah » Sonntag 11. Dezember 2005, 23:49

Ich denke nicht, dass amn generell sagen kann, dass die suche nach "glück" bei transfrauen einfacher ist, jedoch lässt sich nicht abstreiten, dass die resultate der OP häufig äusserlich weniger unterschiedlich zu denen von bios sind als bei fzm... ob dies zu mehr "glück" führt, kann ich nicht beurteilen. Ich denke, dass generell gesehen, mfz bezüglich dem aussehen weniger probleme haben als fzm, jedoch kann ich dies nicht generell beurteilen.
Nach meiner ansicht ist das problem mit der Op häufig jenes, dass sie als der hauptteil eines weges angesehen wird, welcher jedoch (ebenfalls ist dies wieder eine aussage, welche ich bloss aus meiner persönlichen sicht machen kann!) primär auf mentaler basis beschritten werden muss. Ich glaube nicht, dass ich als mann oder "es" in eine klinik kann und diese als frau verlasse, wenn dies auf dem papier auch der fall sein mag. Wichtig ist für mich, dass ich mich als frau fülen kann, als frau leben kann. Dazu ist die OP aus meiner sicht durchaus ein wichtiger schritt, welcher mir dabei nicht gering helfen wird (denke ich zumindest), jedoch nicht der einzige, denn auch z.B. die entscheidung, seinen mitarbeitern/mitstudenten, etc. zu sagen, wer man eingentlich ist, erfordert viel kraft...
Ich hatte bisher acht jahre zeit, darübe rnachzudenken, was eine OP für mich bedeutete und ob ich diesen schritt machen will, und kam zum schluss, dass dies mein weg sein soll und hoffe/glaube, diese entscheidung nicht aufgrund meiner legendären sturheit, sondern nicht zuletzt aufgrund reiflicher überlegung getroffen zu haben.
Ob ich sie bereuen werde? Natürlich, wage ich zu behaupten. Gibt es denn eine entscheidung, welche man nicht bereut und sei sie noch so klein und unwichtig... wohl schon, doch bloss, wenn man sich keine gedanken darüber macht. Ich möchte hierzu zwei bespiele anführen, eines aus dem alltag, une eines, welches in meiner "karriere" als TS eine art wendepunkt darstellte und noch immer darstellt.
- Ich reise gern und habe freude an elektronischen geräten. Ich hatte jetzt im sommer mehr oder weniger aus finanziellen gründen die wahl, einen defekten discman durch einen mp3-player zu ersetzen, ode rin den herbstferien einige kollegen in deutschland zu besuchen. Ich habe mich für den mp3-player entscheiden, da ich ohne musik unterwegs irgendwie kribblig werde und nicht wieder einen discman wollte, da ich zu faul war, andauernd 20 cds mitzuschleppen. An sich also eine gute entscheidung, oder? bloss habe ich mich dann in den herbstferien (bin gymnasiastin) danach gesehnt, etwas weiter zu gehen, als es das GA in der schweiz erlaubt. Ich habe also indirekt bereut, ein geld für einen mp3-player ausgegeben zu haben. Wàre ich nach deutshcland gefahren, nervte ich mich heute darab, andauernd 20 cds mit mir herumzuschleppen...man kann nie alles haben.
- Zweites bespiel: Ich habe vor einiger zeit begonnen, meinen MitschülerInnen zu sagen, dass ich TS bin... ich stosse damit auf erstaunlich grossens verständnis und toleranz, was mich wirklich freut. Es gibt jedoch einzelne momente, wo ich weiss, dass mit der entscheidung mein weiteres leben als sarah zu führen für mich jeder rückweg versperrt ist. Ich könnte sagen, ich habe mich für mich richtig entschieden, jedoch fehlt mir jetzt die option zur rückkehr. Im grossen und ganzen bin ich froh darüber, diesen schritt gemacht zu haben, doch manchamal sehne ich mich ein stückchen danach zurück, die wahl zu haben, obwohl ich bereits damals ziemlich sicher war, wie ich mich entscheiden würde.
Was ich mit diesem verwirrenden exkurs eigentlich sagen wollte, ist, dass es im leben immer entscheidungen zu treffen gibt, welche niemals zu 100% optimal seinw erden, doch dies spielt keine rolle! Auch das leben ist nicht zu 100% optimal und ichkann eine entscheidung immer bereuen, oder einer alten zeit nachtrauern, alls alles noch vergleichsmässig einfach war, doch im grunde weiss ich, dass ich diese entscheidung nach reiflicher überlegung getroffen habe und eine andere entscheidung wohl noch mehr bereute.
Ich habe beriets mehrmals gehört, dass die selbstmordrate bei post Op TS bei 40-50% läge. doch wie hoch ist sie bei preOP? Wie viele davon gehen gar nicht erst als TS in die statistik ein, weil sie nie ein coming-out gemacht hatten? Man kann von jeder entscheidung zu viel erwarten, so auch von der OP, doch im endeffekt kann man eine entscheidung nur treffen, oder sie hinauszögern. ich bin der ansicht, dass man eine entscheidung nur treffen sollte, wenn man genügend darüber nachgedacht hat, doch im grunde besteht noch immer eine gewisse wahrscheinlichkeit, dass die entscheidung falsch war... aber immerhin, man hat etwas versucht, oder?
Ich will nicht behupten, dass eine TS post OP glücklicher sein wird, doch es ist duchaus im bereich des möglichen, so seine existenz zu verbessern, wenn auch das risiko gross sein mag. Es liegt im bereich des möglichen, seinen weg zu beschreiten, und seinen platz zu finden, wenn es auch wirklich schwierig erscheinen mag!
Ich hoffe für euch das beste!

Liebe grüsse
Sarah

PS: Sorry, wollte euch nicht zuspammen oder so...

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