Medien auf die Finger klopfen

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Diana
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Medien auf die Finger klopfen

#1 Beitrag von Diana » Dienstag 15. Dezember 2009, 21:14

Hi Ladies

einmal mehr hat der Blick in einem Artikel Glorreiches geleistet. Eine Transsexuelle wurde vergewaltigt und entführt (Prozess läuft grad in Basel) und der Blick schreibt von "Transe Peter", "der Transsexuelle" und so Scherze. Mein dort geposteter Kommentar wurde bisher (in 5 Stunden) nicht publiziert.
http://www.blick.ch/news/schweiz/basel/ ... ter-135792

Ich hab mich nun oft genug über solche Artikel geärgert, mir reichts. Deshalb habe ich in meinem Blog einen offenen Brief an die Blick Redaktion geschickt, diese darüber informiert und um Stellungnahme resp. Korrektur des Textes gebeten. Ich rechne zwar nicht mit einer Reaktion, aber zumindest hören sollen sie es.
http://diana.tgirl.ch/offener-brief-an- ... -redaktion

Ich bin der Meinung, dass sich das nur ändert, wenn wir den Medien zukünftig konsequent, freundlich aber bestimmt, unsere Meinung sagen. Nennen wir es sensibilisieren.

Das wär m.E. ein zentrales Thema für das neue Schweizer TG-Netzwerk. Wenn wir alle die Augen offen halten und so Artikel finden und jeweils darauf reagieren, können wir vielleicht mit der Zeit etwas bewegen. Schaden kanns nicht, aber vielleicht hilft's ja.

Liebi Grüess
Diana....... grad fuchsteufelswild
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Re: Medien auf die Finger klopfen

#2 Beitrag von Diana » Dienstag 15. Dezember 2009, 21:38

na toll, 20 Minuten spielt auch mit:
http://www.20min.ch/news/basel/story/15022621
Im Text eine Transsexuelle, im Titel ein Transvestit, immerhin ohne Transe

who is next in dieser Deppenparade?
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Re: Medien auf die Finger klopfen

#3 Beitrag von Diana » Mittwoch 16. Dezember 2009, 09:09

Dieser Artikel ist nun heute in der Print Ausgabe des Blicks erschienen, erneut mit diesem Titel. Eine Antwort habe ich von der Redaktion nicht bekommen und die Kommentare von Sarah (BadHairDays Blog) und mir sind nachwievor nicht freigeschaltet.

Abschnitt 8 der "Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten" des Schweizer Presserates besagt:
http://www.presserat.ch/21690.htm
Sie respektieren die Menschenwürde und verzichten in ihrer Berichterstattung in Text,Bild und Ton auf diskriminierende Anspielungen, welche die ethnische oder nationale Zugehörigkeit, die Religion, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, Krankheiten sowie körperliche oder geistige Behinderung zum Gegenstand haben.
das gilt offenbar nicht für Blick und Konsorten
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Re: Medien auf die Finger klopfen

#4 Beitrag von Andrea_V » Mittwoch 16. Dezember 2009, 10:08

Diana hat geschrieben: Abschnitt 8 der "Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten" des Schweizer Presserates besagt:
http://www.presserat.ch/21690.htm
Sie respektieren die Menschenwürde und verzichten in ihrer Berichterstattung in Text,Bild und Ton auf diskriminierende Anspielungen, welche die ethnische oder nationale Zugehörigkeit, die Religion, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, Krankheiten sowie körperliche oder geistige Behinderung zum Gegenstand haben.
das gilt offenbar nicht für Blick und Konsorten
Das ist ja leider nichts Neues!
Gibt es eigentlich eine Ombudsstelle? Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass so eine Stelle gegen die auflagenstärkste Zeitung der Schweiz etwas ausrichten kann :-(

Andrea

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Re: Medien auf die Finger klopfen

#5 Beitrag von Diana » Mittwoch 16. Dezember 2009, 10:23

Es ist in der Tat nichts Neues, neu ist nur, dass ich die Schnauze voll hab. Solange niemand sich dagegen stellt, wird sich nichts ändern. Auch Medien können dazu lernen, deshalb scheint es mir an der Zeit, dass man sie an ihren eigenen Kodex erinnert und zur Sorgfalt ermahnt.

Ich habe vorhin dem Schweizer Presserat ein Mail geschickt und gefragt, ob und wie ich Beschwerde einreichen kann. Da der Blick nicht auf Anfragen reagiert und Kommentare zensuriert, sehe ich keine andere Möglichkeit, als ein Exempel zu statuieren.

Es wird Zeit, dass wir uns sowas nicht mehr gefallen lassen, es reicht wirklich.
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Re: Medien auf die Finger klopfen

#6 Beitrag von Andrea_V » Mittwoch 16. Dezember 2009, 10:38

Na klar, der Meinung bin ich auch, nur wie vorgehen? Falsch sind sicher irgendwie emotional geprägte Äusserungen. Die bringen genau so wenig wie Briefe von Einzelnen oder von kleinen Vereinen.
Vielleicht hast du mitbekommen, dass ich Kontakte suche und mich in Zukunft auf die eine oder andere Art engagieren will, aber ich schick dir eine PN.

Andrea

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Re: Medien auf die Finger klopfen

#7 Beitrag von Diana » Mittwoch 16. Dezember 2009, 11:02

ich sehe zwei Möglichkeiten:

1. Falls eine Beschwerde beim Presserat durchkäme, würde das ein deutliches Mahnzeichen setzen und die Redaktion müsste evtl sogar eine Berichtigung schreiben

2. Je häufiger sich Leute beschweren, umso mehr werden Journalisten sensibilisiert. Journis sind ja keine bösen Menschen, sie denken nur offenbar nicht immer genug nach. Wenn sich Betroffene immer bei so Gelegenheiten zu Wort melden, bleibt irgendwann was hängen

Ich würds gut finden, wenn wir in so Sachen aktiver würden, wie oben erwähnt, wäre das ein guter Anfang für das neue TG-Netzwerk.
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Re: Medien auf die Finger klopfen

#8 Beitrag von Andrea_V » Mittwoch 16. Dezember 2009, 11:10

Aber Journalisten sind insofern Egoisten, dass ganz gerne einer Minderheit auf die Füsse treten wenn sie dadurch die Mehrheit auf ihre Seite kriegen.

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Re: Medien auf die Finger klopfen

#9 Beitrag von Diana » Mittwoch 16. Dezember 2009, 12:53

Ich habe nun dem Blick noch einen Leserbrief geschickt und hoffe, dass dieser in der Printausgabe abgedruckt wird:

Erneut hat der Blick eine transsexuelle Frau, die Opfer von Gewalt wurde, mit dem Schimpfwort "Transe" betitelt. Die Richtlinien des Schweize Presserats fordern von Journalisten, die Menschenwürde zu respektieren und auf diskriminierende Anspielungen zu verzichten. Mit diesem Artikel und der despektierlichen Benennung als "Transe Peter" hat der Blick diesen Grundsatz missachtet. Transsexuelle Frauen sind in dieser Gesellschaft mit grossen Vorurteilen belastet. Wenn Medien als Meinungsmacher transsexuelle Frauen mit Schimpfworten betitelt und in der Er-Form über sie schreiben, betonieren diese Medien all die Vorurteile und Respektlosigkeiten, die uns das Leben schon schwer genug machen. Ich bitte die Redaktion, zukünftig nicht mehr beleidigend über Transsexuelle zu berichten, erst Recht nicht, wenn die Betroffene bereits Opfer von Gewalt wurde und mit solchen Umschreibungen erneut verletzt wird. Ich als transsexuelle Frau habe es mir nicht ausgesucht, im falschen Körper geboren zu werden und ich habe nie jemandem etwas angetan. Deshalb kann ich beim besten Willen nicht einsehen, weshalb ich im Blick mit solchen Schimpfwörtern konfrontiert werde.
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Re: Medien auf die Finger klopfen

#10 Beitrag von Alecs » Donnerstag 17. Dezember 2009, 00:49

Das WIRD ein Thema des Netzwerks sein. Steht bereits auf der Themenliste.
Genau für solche Themen ist es wichtig, dass wir als sozusagen "Sprachrohr" der Trans*Menschen, aber auch Ansprechspartner für die Medien, hinstehen können. Eine Orga nehmen sie in der Regel einfacher ernster als eine Einzelperson.
Meiner Erfahrung nach sind viele Journis aber durchaus empfänglich für Sprachkorrektur zu dem Thema. Aber es braucht halt noch sehr sehr viele Tropfen...

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Re: Medien auf die Finger klopfen

#11 Beitrag von Diana » Donnerstag 17. Dezember 2009, 08:31

Na sowas hör ich gern, dann melde ich mich doch gleich mal als Medienprüglerin äh Medienbeauftragte :-) Ich habe in meinem Leben schon eine Hundertschaft an Leserbriefen geschrieben und kenne Medien relativ gut. Und ich würds gern machen, weil ich erstens gern schreibe und zweitens gern Überzeugungsarbeit leiste.

Mein Leserbrief im Blick ist heute nicht drin und wird wohl auch nicht erscheinen. Aber ein Versuch ist es immer wert, ich hab diesbezüglich schon Erstaunliches erlebt.
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Re: Medien auf die Finger klopfen

#12 Beitrag von Andrea_V » Donnerstag 17. Dezember 2009, 10:47

Diana, ich hoffe ich trete dir nicht zu sehr ;-) auf die Füsse.

Dein Brief hätte auf mich sehr wenig Wirkung, weil er emotional geprägt ist und wenig Argumente enthält. So als Durchschnittsjournalist würde ich mich fragen ob denn "Transe" wirklich eine Beleidigung ist? Wer ist denn der/die, der/die da schreibt? u.s.w.

Wenn wir etwas bewirken wollen, müssen wir als Gruppe auftreten. Ich kenne mich mit den Organisationen noch nicht so richtig aus, weiss also nicht was innerhalb des Transensyndikats oder anderen Gruppen gemacht wird. Ich weiss nur etwas: Ich möchte mich wirklich engagieren.

Ich habe mich lange genug versteckt, was jetzt nicht mehr notwendig ist (Warum passt nicht hierher, aber wer es wissen möchte darf gerne per PN oder in einem anderen Thread fragen)

Ich werde mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit morgen 18. 12. im Hot Pot sei - zwar als Mann aber ansprechen darf man mich trotzdem ;-)

Andrea

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Re: Medien auf die Finger klopfen

#13 Beitrag von Diana » Donnerstag 17. Dezember 2009, 11:03

Keine Sorge, Du trittst mir nicht auf die Füsse, man kann ja anderer Ansicht sein.

Das Problem beim Blick ist, dass man nur ganz wenig Platz bekommt bei Leserbriefen, eine vernünftige Richtigstellung ist gar nicht möglich und dementsprechend kann man auch keine fundierten Informationen liefern. Durchschnittsleser sind emotionale Wesen, deshalb halte ich gerade in so einem Fall eine emotionale Prägung für sinnvoll und habe das auch absichtlich so gemacht.

Etwas anderes ist, wenn eine Organisation resp. Gruppe auftritt, da muss eine Stellungnahme nüchtern und informativ sein.

Aber meine Erfahrung mit Leserbriefen hat gezeigt, dass Menschen viel mehr auf Emotionen ansprechen als auf Informationen. Das ist schade, aber eine Realität. Das sieht man auch oft in Abstimmungen, nicht die Fakten sind entscheidend sondern die Frage, wer die Menschen emotional berühren kann.
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